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Altern männliche Gehirne schneller?

Eine neue Studie legt nahe, dass männliche und weibliche Gehirne unterschiedlich schnell altern. Ungleiche Alterungsprozesse könnten auch für geschlechtsspezifische Krankheiten verantwortlich sein.

Unterschiede im männlichen und weiblichen Gehirn werden von Medien gern als größer dargestellt als sie sind. Auch werden oftmals Ableitungen von Befunden gezogen, die weit über die Datenlage hinausgehen. Dadurch entstehen Mythen, die sich hartnäckig in den Köpfen halten. Insofern müssen auch Unterschiede hinsichtlich der Alterungsprozesse im männlichen und weiblichen Gehirn nüchtern betrachtet werden.

Unterschiedliche Krankheiten bei beiden Geschlechtern

Schon seit langem ist bekannt, dass Frauen und Männer unterschiedlich stark von verschiedenen neurologischen Erkrankungen betroffen sind. Während Männer beispielsweise öfter an Parkinson und Autismus erkranken, ist multiple Sklerose bei Frauen weiter verbreitet, auch das Voranschreiten von Alzheimer ist bei Frauen schneller als bei Männern. Die Gründe für die Unterschiede sind mannigfaltig, unter anderem werden hormonelle Unterschiede als ursächlich vermutet. Generell ist aber das Wissen über die Ursachen neurologischer Erkrankungen sehr begrenzt. Eine neue Studie untersucht die Möglichkeit, dass das weibliche und männliche Gehirn unterschiedlich altert und diese Alterungsprozesse bestimmte Krankheiten begünstigen. Durch ein besseres Verständnis der Alterungsprozesse der beiden Gehirne versprechen sich Forscher zudem Einblicke in die Ursachen neurologischer Erkrankungen.

Subkortikale Strukturen

Zu diesem Zweck untersuchten die Wissenschaftler an der Szeged Universität in Ungarn die sogenannten subkortikalen Strukturen [1]. Dabei handelt es sich um Strukturen, die sich tief im Inneren des Gehirns befinden. Diese Strukturen sind für eine Vielzahl unterschiedlicher Bereiche zuständig. Die Funktionen reichen von körperlichen Bewegungen über Emotionen hin zu der Umschaltung von Informationen von einem Bereich in den anderen.
Insgesamt wurden 103 Personen untersucht, der jüngste Studienteilnehmer war 21 Jahre, der älteste 58 Jahre alt. An der Studie nahmen ungefähr ebenso viele Männer wie Frauen teil.

Ergebnis: Das männliche Gehirn altert schneller

Die Wissenschaftler untersuchten, wie sich das Volumen der grauen Zellen dieser subkortikalen Strukturen im Lauf des Lebens bei beiden Geschlechtern entwickelt. Nachdem das männliche Gehirn im Durchschnitt etwas größer als das weibliche ist, mussten die Veränderungen mit der ursprünglichen Größe ins Verhältnis gesetzt werden.
Ohne zu sehr in die Details der Anatomie des menschlichen Gehirns zu gehen, lassen sich folgende Aussagen treffen:

1. Während bei allen Menschen im Laufe des Lebens das Volumen der grauen Zellen abnimmt, ist dieser Prozess im männlichen Gehirn stärker ausgeprägt. Das heißt, dass das männliche Gehirn in untersuchten Strukturen schneller altert als das weibliche Gehirn.
2. Neben der allgemeinen stärkeren Abnahme des Volumens der grauen Zellen, zeigten männliche Gehirne in Regionen, die für die Kontrolle von Bewegungen zuständig sind, besonders starke Abnahmen.

Besseres Verständnis neurologischer Erkrankungen

Die Ergebnisse zeigen, dass die Gehirne der beiden Geschlechter unterschiedlich altern. Die Studie demonstriert dabei, dass es Unterschiede gibt, nicht jedoch wieso. Zukünftige Studien werden die Frage nach dem Wieso stärker in den Fokus rücken. Dies könnte wiederum das Wissen über die Ursachen neurologischer Erkrankungen vergrößern, über die bisher wenig bekannt ist.

Quellen:

1: Kiraly, A., Szabo, N., Toth, E., Csete, G., Farago, P., Koccsis, K., Must, A., Vecsei, L., & Kincses, Z. T. (2015). Male Brain Ages Faster: The Age and Gender Dependence of Subcortical Volumes. Brain Imaging and Behavior, doi:10.1007/s11682-015-9468-3

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