NeuroNation \ Intelligenz und IQ

Anatomie der Intelligenz – was ein Blick ins Gehirn über unsere geistigen Fähigkeiten verrät

Die fluide Intelligenz – ein zentraler Bestandteil der allgemeinen Intelligenz – hängt von der zur Verfügung stehenden Energie und dem Gehirnvolumen ab.

„Intelligenz ist, was Intelligenztests messen“. Dieses nicht ganz ernst gemeinte Zitat bringt ein Problem der Intelligenzforschung auf den Punkt: Intelligenz ist keine absolute Größe, sondern ein von Menschen erschaffenes theoretisches Konstrukt. So schwer der Begriff der Intelligenz in der Theorie auch zu fassen sein mag, so sehr erschließt er sich jedoch im Alltag: Schon in der Schule gibt es Kinder, denen neue Inhalte praktisch zufliegen, während andere sich schwertun. Diese Unterschiede setzen sich im späteren Leben fort.

Schulischer Erfolg und Intelligenz

Doch auch beim Schulerfolg ist die Frage nach dem Einfluss der Intelligenz komplexer, als es zunächst den Eindruck erweckt. Ist es wirklich die Intelligenz – wie auch immer man sie definiert – , die für den Erfolg zuständig ist oder sind es nicht viel mehr Persönlichkeitseigenschaften, die entscheidend sind? Beispielsweise konnte demonstriert werden, wie groß der Einfluss der Selbstkontrolle auf den schulischen Erfolg ist. Auch wenn andere Faktoren eine große Rolle spielen, so liegt es dennoch auf der Hand, dass auch die allgemeine Intelligenz ein wichtiger Faktor ist.

Zweiteilung der Intelligenz

Trotz aller berechtigter Skepsis hat sich folgende Zweiteilung der menschlichen Intelligenz als nützlich erwiesen.

Kristalline Intelligenz: Darunter ist das Faktenwissen zu verstehen, das sich Menschen im Laufe des Lebens aneignen.

Fluide Intelligenz: Bezeichnet die Fähigkeit des schlussfolgernden Denkens, des Lernens neuer Inhalte und dem situationsangemessenen Verhalten.

Eine neue Studie untersuchte nun die neurologischen Einflussfaktoren auf die fluide Intelligenz. Gibt es Faktoren im Gehirn, die beeinflussen, wie stark ausgeprägt die fluide Intelligenz eines Menschen ist? Kann der Blick ins Gehirn bereits einen guten Eindruck geben, wie gut oder schlecht eine Person beim Lösen bestimmter Aufgaben ist?

NAA und Gehirnvolumen

Von besonderem Interesse für die Wissenschaftler des Beckman Institutes for Advanced Science and Technology war der Einfluss der Substanz NAA – ein Abbauprodukt von Glukose – sowie der des Gehirnvolumens. Der Grund für das Interesse an NAA war, dass NAA als Indikator der dem Gehirn zur Verfügung stehenden Energie gilt. Die NAA-Konzentration wurde mittels Magnetresonanz-Spektroskopie, das Gehirnvolumen mittels Magnetresonanz-Tomografie ermittelt.

Tests der fluiden Intelligenz

Die fluide Intelligenz einer Person wurde anhand von zwei Kategorien erfasst: zum einen die Fähigkeit des numerischen Schlussfolgerns (z.B. eine Zahlenreihe fortsetzen), zum anderen die des verbalen und räumlichen Schlussfolgerns (z.B. Analogien). Insgesamt wurden 211 Studienteilnehmer untersucht.

Die Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild. Wie es scheint, sind die NAA-Konzentration und das Gehirnvolumen für unterschiedliche Fähigkeiten verantwortlich. Es zeigte sich, dass ein positiver Zusammenhang zwischen Gehirnvolumen und dem numerischen Schlussfolgern besteht. Konkret bedeutet dies, dass Personen mit einem größeren Gehirnvolumen im Durchschnitt bessere Leistungen beim numerischen Schlussfolgern zeigten. Im Gegensatz dazu zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der NAA-Konzentration und verbalem Schlussfolgern. Je höher die NAA-Konzentration im Gehirn einer Person war, desto besser schnitt eine Person durchschnittlich beim verbalen Schlussfolgern ab.

Fazit: Biologische Grundlagen der Intelligenz

Natürlich hängt die Intelligenz, wie auch immer man sie nun definieren möchte, von einer Vielzahl von Faktoren ab. Wie es scheint, spielen auch neuroanatomische und biologische Faktoren wie das Gehirnvolumen und die dem Gehirn zur Verfügung stehende Energie eine Rolle.

Training starten

Quellen:

1: Paul, E. J., Larsen, R. J., Nikolaidis, A., Ward, N., Hillman, C. H., Cohen, N. J., Kramer, A. F., & Barbey, A. K. (2016). Dissociable brain biomarkers of fluid intelligence. NeuroImage, 137, 201-211.

Mehr über: