Soziale Netzwerke sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wir teilen unsere Bilder, unsere Meinungen, die Plätze, an denen wir uns aufhalten und was uns durch den Kopf geht. Was wir von uns preisgeben ist jedoch nicht repräsentativ für unser Leben, sondern eine optimierte Darstellung. Studien zeigen, dass uns diese optimierte Darstellung unglücklich macht.
Dass soziale Netzwerken mit vielen positiven Errungenschaften einhergehen, ist wohl unbestreitbar. Sie ermöglichen es mit Menschen aus der ganzen Welt über ein paar Klicks in Verbindung zu treten. Und an dem Leben von Freunden, die man aus den Augen verloren hat, ist es dank sozialer Netzwerke ebenfalls möglich weiterhin teilzuhaben. Nachdem eine so große Menge Menschen inzwischen in sozialen Netzwerken aktiv ist, hat sich in den letzten Jahren zunehmend auch die Wissenschaft der Frage angenommen, was diese Netzwerke mit uns anstellen.
Wir bestimmen, wie wir wahrgenommen werden
Von besonderem Interesse ist, wie wir kommunizieren und wie wir uns in diesen Netzwerken darstellen. Sind beispielsweise die Fotos, mit denen wir unser Profil schmücken, repräsentativ für unser Leben oder treffen wir eine Auswahl um ein bestimmtes Bild von umserem Leben zu kreieren? Und falls wir tatsächlich ein bestimmtes Bild kreieren, wie wirkt sich dies auf das Wohlbefinden der anderen Nutzer aus? Mit anderen Worten: Kann es sein, dass Menschen dazu tendieren besonders die schönen Momente mit der Gemeinschaft zu teilen? Und wenn ja, ist es möglich, dass die Konsequenz daraus ist, dass wir ständig das Gefühl haben, dass doch alle so ein spannendes, abwechslungsreiches und glückliches Leben führen und wir uns daher durch soziale Netzwerke unglücklich fühlen?
Verzerrte Wahrnehmung
Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, ließ ein Forscherteam um den Psychologen Alexander Jordan von der Stanford University Studienteilnehmer (allesamt Studenten) zunächst Angaben dazu machen, wie häufig ihnen in der letzten Zeit positive und negative Dinge passiert sind. In einer folgenden Studien ließen die Wissenschaftler weitere Studienteilnehmer einschätzen, wie viele gute und schlechte Dinge ihren Komilitonen in den letzten Wochen passiert sind. Dabei zeigte sich, dass Studienteilnehmer eine verzerrte Wahrnehmung von dem Leben der Anderen hatten. Sie vermuteten, dass ihre Komilitonen viel mehr positive Momente hatten, als dies tatsächlich der Fall war.
Je glücklicher unsere Mitmenschen wirken, desto unglücklicher sind wir
In einer weiteren Studie untersuchten die Wissenschaftler nun, wie sehr die Beurteilung des Wohlbefindens der Mitmenschen mit dem eigenen Wohlbefinden zusammenhängt. Die Ergebnisse zeigten, dass wir selbst umso unglücklicher sind, umso glücklicher wir unsere Mitmenschen einschätzen. Dies passiert, da wir einen Abgleich zwischen dem Leben der Anderen und unserem eigenen Leben anstellen. Haben wir den Eindruck, dass unsere Mitmenschen ein spannenderes und glücklicheres Leben als wir selbst führen, so sind wir selbst automatisch weniger zufrieden mit unserem Leben.
Geschöntes Bild in sozialen Netzwerken
Zudem betonen die Wissenschaftler, dass Menschen in sozialen Interaktionen, aber auch in sozialen Netzwerken, ein geschöntes Bild vom eigenen Leben präsentierten. Dies hängt damit zusammen, dass Menschen das Gefühl haben, ein nach außen stets makelloses Bild von sich kreieren zu müssen. So gerne wir auch sozialen Netzwerke verwenden, die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass uns deren Konsum unglücklich stimmt.
Quellen:
1: Jordan, A. H., Monin, B., Dweck, C. S., Lovett, B. J., John, O.P, & Gross, J. J. (2011). Misery Has More Company Than People Think: Underestimating the Prevalence of Others‘ Negative Emotions. Personality and Social Psychology Bulletin, 37(1), 120-135.