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Der Gedächtnisweltmeister Boris Nikolai Konrad im Interview

Wir hatten die Freude den Weltmeister im Gedächtnissport interviewen zu dürfen. Herr Boris Nikolai Konrad heißt der sympathische Mann, dessen Spezialgebiet das Namensgedächtnis ist. Aufsehen erregte er bei einer Meisterschaft im Jahr 2010, indem er einen neuen, sagenhaften Weltrekord aufstellte.

Er brauchte lediglich 15 Minuten, um sich 201 Namen zu merken. Schon im Fernsehen begeisterte er bei „Wetten dass…?“, mit seinem außerordentlichen Können. Er hatte 2 Minuten Zeit sich 5 Sudoku-Rätsel anzuschauen. Im Anschluss daran, sollte er dann aus 100 möglichen Sudoku-Rätseln, die richtigen Lösungen für die zuvor gesehenen Rätsel finden. Das schaffte er mit Bravour.
Doch er begeistert nicht nur durch seine Gedächtnisleistung. Er ist weiterhin der Autor des Erfolgshörbuchs „Das perfekte Namensgedächtnis“. Zudem hält er Seminare als Gedächtnistrainer und ist wissenschaftlich am Max Planck Institut tätig. Dort promoviert er über die neuronalen Grundlagen außergewöhnlicher Gedächtnisleistungen.
Ein vielbeschäftigter und sehr talentierter Mann und gerade deswegen freuen wir uns, ihn bei NeuroNation begrüßen zu dürfen und Ihnen dieses Interview zu präsentieren.

Das Interview

Guten Tag Herr Konrad. Stellen Sie uns doch bitte kurz Ihre Arbeit vor.

Hallo! Ich habe die Freude regelmäßig in ganz Deutschland Vorträge in Firmen, Universitäten und verschiedenen Organisationen, zum Thema Gedächtnistraining und zum Namen merken halten zu dürfen. Dies ergänzt meine wissenschaftliche Tätigkeit am Münchner Max Planck Institut für Psychiatrie, wo ich außergewöhnliche Gedächtnisleistungen mit Hilfe von bildgebenden Verfahren untersuche. Zudem nehme ich weiterhin an Gedächtnismeisterschaften teil und habe zuletzt 2011 einen Guinness-Weltrekord im Namen und Geburtstage merken aufgestellt.

Waren Sie schon immer gut darin, sich Namen zu merken oder haben Sie sich die Dinge erst später antrainiert?

Ich habe das antrainiert. Nachdem ich im Jahr 2002, kurz vor meinem Abitur, von Gedächtnistechniken im Fernsehen erfahren habe, habe ich damit begonnen mein eigenes Gedächtnis zu trainieren. Zunächst nur um in der Schule und später an der Uni davon zu profitieren, aber da ist schnell mehr draus geworden.

Was ist die einfachste und beste Technik, die Sie unseren Lesern empfehlen können, um sich Namen leichter zu merken?

Die Grundlage aller Gedächtnistechniken ist das Denken in Bildern. Dies gilt auch beim Namen merken. Sie sollten also versuchen, sich zu einem Namen, den Sie sich merken möchten, ein Bild zu überlegen. Das müssen Sie dann mit der Person verknüpfen. Bei Herrn Stein stellen Sie sich zum Beispiel vor, wie er Steine jongliert. Bei Frau Seiffert wie sie sich mit Seife die Hände wäscht. Das Thema lässt sich natürlich deutlich ausführen. Da bin ich dann so frei und verweise auf mein Internetangebot namenmerken.de

Giordano Bruno war im 16ten Jahrhundert auch für sein phänomenales Gedächtnis bekannt. Wie würden Sie sich konkret seinen Namen merken und ist er ein Vorbild?

Gioardano kann ich mir über Michael Jordan merken, wenn man den Basketballer kennt. Also stelle ich mir Gioardano Bruno vor, wie er Basketball mit Michael Jordan spielt und dann zu einem Brunnen – für Bruno – geht und dort Wasser trinkt. Giordano Bruno hat das Gedächtnistraining am Ende das Leben gekostet, weil er an die Inquisition verraten wurde, als ein Adeliger gemerkt hat, das es „ja nur Techniken“ sind, und keine Mittel der schwarzen Magie die er sich vom Training bei Bruno erhofft hatte. Diesem Vorbild möchte ich nicht nacheifern und betone daher, dass es Techniken sind, die jeder lernen kann!

Ist Ihre Methode einzigartig oder steht Sie in langjähriger Gedächtnismeister Tradition?

Natürlich steht die Methode in der Tradition der Gedächtnistrainer und –techniken, die es schon seit der Zeit der griechischen und römischen Rhetoriker gibt! Ich habe mir die bekannten Techniken angesehen und damit geübt. Das hat so gut geklappt, dass ich damit den Weltrekord im Namen merken aufgestellt habe. Dann habe ich begonnen zu analysieren, was ich vielleicht geringfügig anders mache als andere mit ähnlichen Techniken und überlegt, wie ich Mängel in der Vermittlung der Methode in anderen Gedächtnistrainingsbüchern überwinden kann. Und daraus ist dann meine Methode entstanden.

Wie lange muss man üben, bis man erste Erfolge mit seinem Gedächtnis sieht?

Meine Vorträge dauern ab ca. 45 Minuten. Schon in dieser Zeit können sich die Zuhörer mehr merken, als Sie sich vorher zugetraut haben. 20 Begriffe in der richtigen Reihenfolge, zahlreiche Namen und weitere Informationen. Erste Erfolge sind also sehr schnell da! Um auch eine Sicherheit zu gewinnen, im Alltag mit den Techniken arbeiten zu können, ist dann etwas Übung nötig. Aber da reden wir über ein paar Stunden im Laufe einiger Wochen. Niemand muss das so intensiv trainieren wie ich.

Wem nützen die Techniken am meisten? Kann man auch in höherem Alter noch damit anfangen?

Die Techniken nützen denen am meisten, die sich auch eigenständig überlegen, wo sie noch davon profitieren. Und dann ist es auch nicht von Bedeutung, ob jemand noch sehr jung oder doch schon im höheren Alter ist. Wer vielleicht schon in Rente ist kennt das, dass manche Dinge länger dauern. Das gilt auch beim Gedächtnistraining. Aber trotzdem ist der Nutzen groß und nach einiger Übung, die als Fitnesstraining für das Gehirn ohnehin zu empfehlen ist, kann man sich dann mehr merken als jemals zuvor!

Können Sie sich durch das Namensgedächtnis-Training auch andere Dinge, wie Zahlen oder Termine, besser merken?

Ein klares Jain. Um sich auch bei Zahlen oder Terminen zu verbessern, ist noch eine weitere Technik nötig. Da diese aber auch auf dem bildhaften Denken basiert, hat jemand der sich schon im Namen merken geübt hat damit sicher keine Probleme mehr und kann diese sehr schnell anwenden.

Sie sind auch der Vorstand der europäischen Gesellschaft zur Förderung des Gedächtnisses. Was macht diese genau?

Unser Verein veranstaltet in Deutschland regionale Gedächtnismeisterschaften für Kinder, Junioren und Erwachsene um für den Gedächtnissport zu werben und Anfängern eine Möglichkeit zu geben, sich darin auszuprobieren. Die besten davon nehmen dann an der deutschen Meisterschaft teil. Außerdem unterstützen wir in anderen europäischen Ländern die Entwicklung des Gedächtnissports, u.a. in Frankreich, Slowenien, Tschechien und Polen. Außerhalb des Gedächtnissports bieten wir Lehrerinnen und Lehrern Fortbildungen in Gedächtnistechniken und ein Konzept für Schul-AGs zu diesem Thema an.

Herr Konrad, wir danken Ihnen für dieses Gespräch, und wünschen viel Erfolg in der Promotion und den Meisterschaften.

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