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Die entzündete Seele

Patienten mit einer behandlungsdürftigen Depression weisen eine Vielzahl von Symptomen auf, u.a. Niedergeschlagenheit, Schlaf- und Appetitlosigkeit. Neuste Forschungen zeigen nun, dass diese Symptome möglicherweise auf eine Entzündung des Gehirns zurückzuführen sind. 

Frühere Studien konnten bereits zeigen, dass die Gehirne depressiver Patienten oftmals entzündet sind. Allerdings war bisher unklar, ob es andere, also körperliche Ursachen gibt, die sowohl für die Depression als auch für die Entzündung im Gehirn verantwortlich sind. Eine neue Studie ging nun der Frage nach, ob auch die Gehirne von depressiven Patienten, die ansonsten gesund sind, hohe Entzündungswerte aufweisen.

Was bedeutet eine Entzündung des Gehirns?

Zunächst mag es für den einen oder anderen verwunderlich klingen, dass unser Gehirn entzündet sein kann. Wie jedes andere Organ ist jedoch auch unser Gehirn anfällig für kleinere Verletzung. Die Reparaturvorgänge werden dabei durch die sogenannte Mikroglia unterstützt. Je stärker deren Zellen aktiviert sind, desto stärker laufen die Reparaturprozesse – und desto entzündeter ist das Gehirn. Gemessen werden die Entzündungswerte in der Mikroglia.

PET erlaubt Blick ins Gehirn

In einer Studie des Center for Addiction and Mental Health in Toronto wurden die Gehirne von 20 Patienten, die unter Depression litten, aber keine körperlichen Leiden hatten, mit den Gehirnen von 20 gesunden Patienten mithilfe eines PET (Positronen Emissions Tomografen) verglichen. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Gehirne der Depressionspatienten zeigten deutlich höhere Entzündungswerte als die Gehirne gesunder Patienten. Außerdem stiegen die Entzündungswerte mit dem Schweregrad der Depression. Die oben beschriebenen Mikroglia zeigten bei den depressiven Patienten um 30% höhere Entzündungswerte.

Hilfreiche Entzündungen

Dabei werden Entzündungen nicht per se als etwas Negatives angesehen. Ähnlich wie Fieber eine Reaktion des Körpers ist, um sich gegen diverse Erkrankungen zur Wehr zu setzen, kann auch die Entzündung des Gehirns eine Möglichkeit des Körpers sein, sich selbst zu heilen. Allerdings, so eine Annahme, schieße dieser Prozess manchmal übers Ziel hinaus und könne so möglicherweise zu Depression führen. Auch hier kann die Analogie zu Fieber hilfreich sein: So wertvoll Fieber bei der Bekämpfung einiger Erkrankungen auch ist, so kann zu hohes Fieber dem Körper schaden und muss in manchen Fällen durch Medikamente gesenkt werden. Der Betrachtungsweise folgend könnte Depression eine außer Kontrolle geratene Abwehrreaktion des Gehirns sein.
Die Hoffnung besteht, dass aufbauend auf dieser Forschung zukünftig wirksamere Antidepressiva entwickelt werden können. Die Effektivität von heutigen Antidepressiva ist gering, 30% der Patienten sprechen nicht auf das erste Antidepressivum an, das ihnen verabreicht wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen,  dass sich eine Depression nicht nur in den Gefühlen und dem Verhalten Betroffener niederschlägt, sondern dass sich eine Depression ebenfalls im Gehirn objektiv messen lässt. Konkret äußert sich eine Depression in erhöhten Entzündungswerten.

Andere Behandlungsmethoden

Abseits von den gängigen Behandlungsmethoden forschen Wissenschaftler an alternativen Möglichkeiten, Depression zu bekämpfen. Ein Ansatz besteht beispielsweise darin, durch Schlafentzug fehlgeleitete Prozesse in den Gehirnen Betroffener positiv zu beeinflussen. Arbeitsgedächtnis-Training ist ein weiterer Ansatz. Studien konnten zeigen, dass Arbeitsgedächtnis-Training die emotionale Regulation stärken kann. Dies, so die Annahme, könne Patienten besser helfen, die eigenen Emotionen zu regulieren. Beim Arbeitsgedächtnis-Training wird die Fähigkeit trainiert, eine immer größere Anzahl von Informationen im Gedächtnis zu behalten. Eine in der Wissenschaft häufig Verwendung findende Aufgabe ist das N-Back Training. NeuroNation bietet diese Übung ebenfalls an; sie heißt Merkfluss.

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Quellen:

1: Elaine Setiawan, Alan A. Wilson, Romina Mizrahi, Pablo M. Rusjan, Laura Miler, Grazyna Rajkowska, Ivonne Suridjan, James L. Kennedy, P. Vivien Rekkas, Sylvain Houle, Jeffrey H. Meyer. Role of Translocator Protein Density, a Marker of Neuroinflammation, in the Brain During Major Depressive Episodes.   JAMA Psychiatry, Published Online January 28 2015. doi: 10.1001/jamapsychiatry.2014.2427

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