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„Gehirnjogging bringt nichts“: Kritik am BBC-Experiment

Die Grundlage für diese Ansicht ist eine Studie der Medical Research Council der Universität Cambridge und des Fernsehsenders BBC. Mit knapp 11500 Teilnehmern ist sie bisher die größte dieser Art.

Das Ergebnis zeigte keine deutliche Verbesserungen der Gehirnleistung. Doch ebenso groß wie der Medienrummel um diese Studie war, sind auch die Stimmen der Kritiker zahlreich. Die Reaktionen einiger renommierter Wissenschaftler haben wir hier für Sie zusammengetragen.

Aufbau und Ergebnis der Studie

Der Aufbau der Studie klingt zunächst plausibel: Die Teilnehmer trainierten sechs Wochen lang, je drei Mal wöchentlich, für mindestens zehn Minuten. Eine Testgruppe surfte in der gleichen Zeit einfach nur im Internet. Nach der Auswertung zeigte sich kein deutlicher Unterschied der kognitiven Leistung der beiden Gruppen. Dies führte zu Medienecho á la „Fragwürdiges Gehirnjogging“ [Tagesspiegel] oder „Gehirnjogging-Spiele bringen nichts“ [Netzwelt.de]. Nahezu jeder Artikel in den Medien bezieht sich auf diese Studie. Doch was sagen die Kollegen aus der Wissenschaft?

Meinungen aus der Wissenschaft

Torkel Klingberg, ein schwedischer Neurowissenschaftler am Karolinska Instituet, kritisiert vor allem die Trainingsdauer. Die Probanden trainierten insgesamt gerade mal drei Stunden über einen Zeitraum von sechs Wochen. „Unsere und die Ergebnisse anderer Forscher zeigen, dass 8 bis 12 Stunden Training für einen bestimmten Test nötig sind, um eine allgemeine Verbesserung feststellen zu können.“

Peter Snyder von der Brown University in Amerika prangert zudem noch die Auswahl der Probandengruppe an: „Diese Studie macht mir wirklich Sorgen – ich denke sie enthält Fehler.“ Die Probanden waren maximal 60 Jahre alt. Die Effekte von kognitivem Training sind Snyders Expertise nach am größten für Menschen in höherem Alter, da diese durch einen monotonen Berufsalltag besonders stark gefährdet sind, im Alter an Gehirnleistung einzubüßen.

David Moore, Direktor des MRC Institute of Hearing Research in Nottingham, England, fügt hinzu, dass bei der Auswahl der Probanden nicht nur das Alter wichtig ist. Bei der Studie handelte es sich nämlich um Menschen, die sich freiwillig beteiligten. Sie haben „eine natürliche Neigung zu solchen Übungen“. Was er damit sagt ist, dass man eine Verbesserung bei Menschen, die bereits trainiert sind, nicht erwarten kann.

Die Kritikpunkte

Die Wahl der Übungen wird von Kritikern ebenso in Frage gestellt, wie ihre Personalisierung. Wie wir vor einiger Zeit berichtet haben, ist es, neben der Wahl der Übungen, mindestens genau so wichtig, dass sich diese an das Niveau der Nutzer anpassen. Genau wie es im Fitnessstudio für den Muskelaufbau wenig bringt, mit 100 Gramm oder 150 Kilogramm Hanteln zu trainieren, genau so bringt auch eine kognitive Übung nichts, wenn sie sich dem Nutzer nicht anpasst. Man würde auch nicht nach einer Studie mit 100 Gramm Hanteln auf die Idee kommen, Hanteltraining bringe grundsätzlich nichts. Genau das ist nämlich die Verallgemeinerung, die die Beteiligten (und die Medien) treffen. Es wird behauptet, dass kognitives Training grundsätzlich nichts bringt, wenn jenes spezielle Training fehlgeschlagen ist – die Trainingsdauer gar nicht angesprochen. Klingberg kommentiert, dass „ausgehend von einer Erkenntnis unzulässigerweise die Wirksamkeit von kognitivem Training im allgemeinen in Frage gestellt wird“.

Gerade in letzter Zeit sind Studien erschienen, die diese Kritikpunkte aufgreifen und ganz andere Erkenntnisse liefern. Beispielsweise die COGITO-Studie, die mit 30 Stunden Gehirnjogging und einer jüngeren (20-30) und einer älteren (65-80) Gruppe durchgeführt wurde. Im Ergebnis betonte Prof. Lindenberger, dass insbesondere die Anpassung an die Fähigkeiten des Nutzers wichtig für den Erfolg war.

Oder die Dortmunder Altersstudie, die an älteren Probanden nach ca. 24 Stunden Training eine deutliche Veränderung feststellen konnte: Die Probanden wurden in nicht trainierten Tests ca. 15% schneller und machten 10% weniger Fehler.

Fazit

Das Fazit ist also: Wer viel, regelmäßig und personalisiert trainiert, kann seine geistige Leistungsfähigkeit tatsächlich deutlich steigern. Allerdings passiert auch das nicht über Nacht, sondern erfordert Geduld und etwas Disziplin. Fangen Sie an, wir helfen Ihnen mit personalisiertem und motivierendem Training. Laden Sie Freunde ein und trainieren Sie gemeinsam intensiver.

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