Die menschliche Hirnstruktur ändert sich, wenn wir altern. Das führt zu einem schlechteren Schlaf und somit auch zu einer eingeschränkten Gedächtnisleistung. So berichten Wissenschaftler von der ‚University of Berkeley‚, unter der Leitung des Hirnforschers Bryce Mander, dessen Studie erst kürzlich in dem Fachmagazin ‚Nature Neuroscience‚ erschien.
Der Verlust der grauen Substanz im Stirnlappen führe zu einem Problem bei der Übertragung und Speicherung von Informationen in das Langzeitgedächtnis. Die graue Substanz besteht aus den Zellkörpern von Nervenzellen. Bei Senioren kommt es öfter zu Störungen des Tiefschlafs, weshalb der normale Alterungsprozess ein Nachlassen der Gedächtnisleistung mit einschließt. Den Forschern zufolge gibt es wohl einen Zusammenhang zwischen den 3 Faktoren Alter, Gedächtnisleistung und Tiefschlaf.
Tiefschlaf ist wichtig für das Langzeitgedächtnis
Gesunde Menschen verbringen etwa 1/4 Ihrer Nacht im Tiefschlaf. Diese Phase ist sehr wichtig, um erlangte Erinnerungen und Eindrücke in das Langzeitgedächtnis zu überführen. Der Tiefschlaf ist durch sogenannte Delta-Hirnwellen gekennzeichnet, die genau dem Hirnareal entstammen, in dem später die graue Substanz schwindet (siehe Bild, Frontal Lobe). Die Studie der britischen Forscher konnte eine schwindende graue Substanz bei den älteren Teilnehmern feststellen, deren Durchschnittsalter sich auf 72 Jahre beläuft. Die verringerte Menge der Substanz führte zu einer geminderten Aktivität der Delta-Wellen, was sich negativ auf die Tiefschlafphasen auswirkte.
Gestörter Tiefschlaf beeinflusst Merkleistung negativ
Die Wissenschaftler untersuchten 2 Teilnehmergruppen, eine jüngere Gruppe (um die 20 Jahre alt) und eine ältere Gruppe. Die Probanden wurden aufgefordert am Abend 120 Wortpaare zu lernen, die nach 10 Minuten und wiederum nach 8 Stunden Schlaf abgefragt wurden. Während des Schlafes, wurde die Gehirnaktivität der Probanden mittels eines EEG’s (Elektroenzephalografie) aufgezeichnet. Die Forscher kamen zu folgenden Ergebnissen:
- Bei den älteren Teilnehmern waren die Tiefschlafphasen um bis zu 75 Prozent verringert
- Zwar steigerten sich die Merkfähigkeit und das Erinnerungsvermögen der älteren Probanden nach dem Schlaf, jedoch schnitten sie in den Gedächtnistests deutlich schlechter ab, als die jüngere Vergleichsgruppe. Merkfähigkeit und Erinnerungsvermögen waren etwa 55 Prozent schlechter.
Alter ist nur ein bedingter Faktor
Trotz des signifikanten Unterschiedes zwischen den älteren und jüngeren Teilnehmergruppen betonen die Forscher, dass das Alter nicht unbedingt zu solch einer eingeschränkten Gedächtnisleistung führen muss, wenn man aktiv dagegen vorgeht. So wäre es ein Ansatz die Tiefschlafphasen über Medikamente oder alternative Therapien zu fördern und so den geistigen Abbau zu verlangsamen. Ein früherer Versuch deutscher Wissenschaftler, die mit einer Hirnstimulation die Tiefschlafphasen der Versuchsteilnehmer förderten, zeigte bereits Erfolge. Die Gedächtnisleistung konnte um das Doppelte verbessert werden. [1] [2]
Prof. Dr. Reimann von dem Universitätsklinikum in Freiburg hält den Versuchsaufbau für plausibel, bemerkt jedoch auch, dass es sich nicht um einen eindeutige Beweis einer kausalen Beziehung handelt, da mit der Untersuchung der grauen Substanz nur eine Wechselbeziehung von Alter, Schlaf und Gedächtnis beobachtet wurde. Nichtsdestotrotz stellt dieses Experiment einen wichtigen Ansatz für weitergehende Forschungen dar. [3]
Quellen:
[1] Nature Neuroscience (2013), Prefrontal atrophy, dirupted NREM slow waves and impairmed hippocampal-dependent memory in aging, http://www.nature.com/neuro/journal/vaop/ncurrent/full/nn.3324.html
[2] EurekAlert! (2013), Poor sleep in old age prevents the brain from storing memories, http://www.eurekalert.org/pub_releases/2013-01/uoc–psi012513.php
[3] Die Welt (2013), Schlechter Schlaf zerstört das Gedächtnis im Alter, http://www.welt.de/gesundheit/article113169091/Schlechter-Schlaf-zerstoert-das-Gedaechtnis-im-Alter.html