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Gewohnte Gesichter und Objekte stören das Sprechen einer 2. Sprache

Jeder, der schon mal im Ausland eine 2. Sprache gelernt hat, wird bestätigen können, dass das viel einfacher und schneller geht, als in der eigenen Heimat.

Natürlich liegt das in 1. Linie daran, dass man die Sprache dort intensiver anwendet, öfter sieht und hört. Es gibt jedoch einen weiteren Grund. So hat ein internationales Forscherteam in einem Experiment herausgefunden, dass allein der Anblick eines typischen heimatlichen Objekts oder Gesichts dazu führt, dass die Sprachgeschwindigkeit und der Sprachfluss der neuen Sprache erheblich eingeschränkt werden.

Heimatliches ruft Sprachblockade vor

Stellen Sie sich vor, Sie sind im Ausland und beherrschen die dortige Sprache fließend. Plötzlich kommt eine deutsche Person hinzu und Sie müssen plötzlich nach Worten ringen, die Ihnen eigentlich bekannt sind. Oder Sie halten einen Vortrag in der Fremdsprache, es erscheint ein Symbol auf dem Monitor, das Sie mit Deutschland verbinden, Sie fangen plötzlich an zu stottern, weil Ihnen die Worte in der Fremdsprache nicht mehr einfallen. Tatsächlich kommen solche Situationen sehr oft vor, bisher war jedoch ungeklärt, warum das so ist.

Optische Reize reichen aus, um die Sprachblockade hervorzurufen

Um das herauszufinden, führten die Wissenschaftler eine Studie mit chinesischen Studenten durch, die in den USA studierten und seit weniger als einem Jahr dort Englisch sprachen. Jeder von Ihnen beherrscht die Sprache flüssig. Die Forscher führten mehrere Tests durch:

  • Die chinesischen Studenten hörten eine englisch sprachige Person auf einem Tonband über das Leben am Campus erzählen. Während dessen sahen Sie einmal ein asiatisch aussehendes Gesicht und einmal ein weiß-amerikanisches Gesicht. Beide Male sollten sie danach auf Englisch von ihrem Leben an der Universität berichten.
  • Während der Tonbandaufnahme wurden einmal chinesische Symbole, wie beispielsweise ein Drache oder eine große Mauer gezeigt oder amerikanische Symbole. Die Studenten sollten wiederum von Ihren Erfahrungen erzählen.
  • Der Begriff „Pistazie“ hat im Englischen und Chinesischen eine völlig andere Bedeutung. Während der Begriff „Pistachios“ im Amerikanischen lediglich eine Bezeichnung ist, bedeutet es im Chinesischen „Fröhliche Nüsse“ Die Studenten sahen wieder entweder chinesische oder amerikanische Symbole auf einem Bildschirm und sollten im Anschluss schnell das Wort Pistazie auf Englisch sagen. Nach den chinesischen Symbolen hatte sich die Wahrscheinlichkeit um 85% erhöht, dass die Studenten das Wort falsch mit „Happy Nuts“ übersetzten.

Das Lernen einer Sprache funktioniert am besten, wenn man alleine ist

Über die Tests fanden die Forscher heraus, dass sowohl bekannte Gesichter als auch Objekte den Sprachfluss und die Sprachgeschwindigkeit beeinflussen können. Ein heimatliches Objekt oder Gesicht kann eine Erinnerung hervorrufen, die die Fremdsprache stark beeinflusst. [1] [2]

Wenn Sie vorhaben, eine weitere Sprache zu erlernen, dann sollten Sie möglichst viel Kontakt zu dem jeweiligen Land und den Menschen dort haben und eher weniger zu Ihrer eigentlichen Heimat. Zumindest in der Anfangszeit lernt es sich so viel schneller.

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Quellen:

[1] Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), 2013; doi: 10.1073/pnas.1304435110

[2] Scinexx das Wissensmagazin (2013), Heimatliches blockiert das Sprechen der Zweitsprache.

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