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Kann man dem geistigen Alterungsprozess entgegenwirken?

Ernährung, Sport und Gehirntraining – inzwischen hat sich herumgesprochen, dass sich bestimmte Verhaltensweisen günstig auf das Demenzrisiko auswirken. Lohnt es sich auch noch im höheren Alter, die Gewohnheiten zu ändern? Oder ist es bereits zu spät, wenn die ersten Symptome einsetzen?

In alternden Gesellschaften ist ein Anstieg bestimmter Krankheiten zu verzeichnen. Insbesondere Demenz ist ein Syndrom, von dem nicht nur, aber insbesondere, alte Menschen betroffen sind. Daher forschen Wissenschaftler weltweit nach Möglichkeiten die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, zu reduzieren beziehungsweise den Verlauf zu verlangsamen, sollte eine Person erkranken. Die Hoffnungen stützen sich dabei sowohl auf Medikamente als auch Veränderungen in den Lebensgewohnheiten. Medikamentös lässt sich das Fortschreiten von Demenz mit Hilfe sogenannter Cholinesterase-Hemmern bisher nur geringfügig aufhalten. Auch wenn es vielversprechende Forschungsergebnisse gibt, so ist es noch ein weiter Weg von den Laboren in die Apotheken.

Ein gesunder Lebensstil – je früher, desto besser

Über den Einfluss von Gewohnheiten auf die Wahrscheinlichkeit im späteren Leben an Demenz zu erkranken sind bereits zahlreiche Studien veröffentlicht worden. Insgesamt lassen sich die Forschungsergebnisse wie folgt zusammenfassen:

1. Mental aktive Menschen besitzen eine geringere Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken, vermutlich da sie über sogenannte kognitive Reserven verfügen, die wie ein Puffer funktionieren und die ersten Folgen der Krankheit hinauszögern können. [1] 2. Eine gesunde Ernährung ist vorteilhaft. Insbesondere sollte darauf geachtet werden, dass wenig Salz, Fett und Zucker und gleichzeitig viele Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, gegessen werden. [2] 3. Körperliche Bewegung hält auch das Gehirn gesund. Regelmäßige körperliche Bewegung wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem aus, das Gehirn wird dadurch besser durchblutet [3].

Training im Alter

Zwar sind diese Befunde überaus wertvoll, jedoch setzen sie häufig voraus, dass gesunde Lebensweisen ein Leben lang (oder zumindest über einen sehr langen Zeitraum) praktiziert werden. Doch was tun, wenn die Uhr fünf vor zwölf steht, wenn die kognitiven Fähigkeiten schon im Schwinden begriffen sind? Genau mit dieser Frage haben sich Wissenschaftler des Karolinska Instituts in Stockholm, dem National Institute for Health and Welfare und der University of Eastern Finland beschäftigt [4]. In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler Probanden, die in neuropsychologischen Tests Gedächtnisprobleme zeigten und ein erhöhtes Risiko hatten, an Demenz zu erkranken.

Intensive körperliche und kognitive Aktivierung

Insgesamt wurden in der Studie über 1200 Menschen im Alter zwischen 60 und 77 Jahren untersucht. Die Studienteilnehmer wurden anschließend in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt über einen Zeitraum von einem Jahr drei Vorträge über gesunde Verhaltensweisen; diese Gruppe diente als Kontrollgruppe. Die Versuchsgruppe erhielt indes ein intensives Trainingsprogramm. Mehrmals pro Woche erhielten Studienteilnehmer dieser Gruppe Kraft- und Ausdauertraining. Auch erhielten sie ein intensives Gehirntraining, um die grauen Zellen zu aktivieren. Konkret wurden die exekutiven Funktionen trainiert, also die Fähigkeit, Gedanken aufrechtzuerhalten, sich Ziele zu setzen und diese umzusetzen. Zudem erhielten die Senioren konkrete Tipps für eine gesunde Ernährung.

Beeindruckende Ergebnisse

Nach einem Jahr wurden die Studienteilnehmer erneut ausführlichen Tests unterzogen. Verglichen mit der Kontrollgruppe stiegen die allgemeinen kognitiven Fähigkeiten um 25%. Bei genauerer Betrachtung der Ergebnisse zeigt sich der Vorteil der Kombination von Sport, Gehirntraining und Ernährungsumstellung noch deutlicher. Die oben beschriebenen exekutiven Funktionen verbesserten sich um 80%, die Verarbeitungsgeschwindigkeit nahm gar um 150% zu.

Ohne Schweiß kein Preis

Die Folgen sind eindeutig: Alle oben beschriebenen Faktoren eines gesunden Lebens treffen auch zu, wenn es bereits zu kognitiven Einbußen gekommen ist. Gleichzeitig wird deutlich, dass nur ein intensives Training wirksam ist. Es hilft nichts, hin und wieder den Schweinsbraten wegzulassen, einmal nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß zum Bäcker zu gehen und ab und zu Sudoku zu spielen. Körper und Geist müssen intensiv trainiert werden und das über einen langen Zeitraum – ohne Schweiß kein Preis.

Quellen:

1: Valenzuela, M. (2008). Brain reserve and the prevention of dementia. Current Opinion in Psychiatry, 21, 296-302.

2: Sinclair, A.J., Begg, D., Mathai, M., & Weisinger, R.S. (2007). Omega 3 fatty acids and the brain: review of studies in depression. Asia Pacific Journal of Clinical Nutrition. 16, 391-397.

3: Eriksson, P. S., Perfilieva, E., Björk-Eriksson, T., Alborn, A.-M., Nordborg, C., Peterson, D. A., & Gage, F. H. (1998). Neurogenesis in the adult human hippocampus. Nature Medicine, 4, 1313-1317.

4: Ngandu, T. et al. (2015). A 2 year multidomain intervention of diet, exercise, cognitive training, and vascular risk monitoring versus control to prevent cognitive decline in at-risk elderly people (FINGER): a randomised controlled trial. The Lancet, Online

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