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„Lügner verraten sich durch ihre Körpersprache“

Jeder von uns kennt Situationen, in denen wir uns ganz sicher waren, einen Lügner enttarnt zu haben. Dabei ist die Meinung verbreitet, dass sich Lügner insbesondere durch ihre Körpersprache verraten. Die Wissenschaft ist sich dabei jedoch nicht so sicher. Ist es überhaupt möglich Lügen zu enttarnen?

Die Fernsehsendung „Lie to me“ erfreut sich großer Beliebtheit. In der Serie werden Straftäter überführt, indem mithilfe vermeintlicher psychologischer Tricks Lügen aufgedeckt werden. Dabei finden sogenannte Microexpressions Anwendung, für das nicht geschulte Auge kaum bemerkbare Gesichtszüge. Die Annahme dahinter ist, dass Menschen für einen kurzen Moment ihr wahres Gesicht zeigen und dadurch der Lüge überführbar sind. Die wissenschaftliche Grundlage der Fernsehsendung ist die Forschung des Psychologen Paul Ekman.

Laien erkennen keine Lügen

Doch ist es überhaupt erforderlich sich solch kniffliger Verfahren zu bedienen, um eine Lüge zu erkennen? Wie gut können wir Lügen erkennen? In Studien zeigte sich dabei regelmäßig, dass Menschen nicht besser als der Zufall darin sind, Lügen zu enttarnen. Die Wahrscheinlichkeit sich für die richtige Seite einer Münze zu entscheiden ist genauso groß, wie eine Lüge als solche zu erkennen. Doch was ist mit vermeintlich verräterischem Verhalten, wie beispielsweise nervöses Reiben der Hände. Handelt es sich dabei nicht um einen guten Hinweis?

Lügen bedeutet Stress

Das Problem bei vielerlei Verhalten, wie beim Reiben der Hände, ist, dass es nicht eindeutig ist. Beispielsweise könnte eine Person ihre Hände reiben, wenn sie nervös ist. Gleichzeitig sind Menschen in der Tat oftmals nervös, wenn sie lügen. Allerdings, und das ist bedeutend, sind sie auch oft nervös, wenn sie nicht lügen. Man könnte sich vorstellen, dass eine unschuldige Person alleine deswegen nervös ist, weil sie einer Tat beschuldigt wird und vor den möglichen Konsequenzen Angst hat. Ihr Verhalten – das Reiben der Hände – tritt in einer solchen Situation genauso zutage, wie wenn die Person lügt.

Lügen enttarnen

Doch ist es nun möglich Lügen zu enttarnen? So vielversprechend die oben erwähnte Forschung von Paul Ekman ist, leider konnte eine großangelegte Studie die Wirksamkeit nicht bestätigen. Letztendlich sind die sogenannten Microexpressions zu unterschiedlich von Person zu Person, als dass allgemeingültige Regeln etabliert werden können. Personen reagieren zu unterschiedlich auf Stress und Lügen, als das ein Verfahren Lügen zuverlässig aufdecken kann. Zwar hat die Forschung inzwischen subtile Veränderungen im Körper während des Lügens entdeckt, doch sind diese Veränderungen in der Regel ohne technische Hilfsmittel nicht erkennbar.

Verzögerung im Sprechen verräterisch

Als brauchbares Hilfsmittel hat sich jedoch die Verzögerung beim Sprechen ergeben. Studien zeigen, dass Lügner im Durchschnitt etwas langsamer reden und länger brauchen um auf eine Frage zu reagieren. Natürlich variiert dies von Person zu Person. Eine Person, die generell lange für eine Antwort braucht, bräuchte einfach noch länger zu antworten, wenn sie lügt. Eine Person die immer sehr schnell antwortet, könnte verglichen mit anderen Menschen immer noch schnell antworten, selbst wenn sie lügt. Es wird vermutet, dass Lügen deswegen zu einer Verzögerung im Antwortverhalten führt, da der Impuls die wahrheitsgemäße Antwort zu sagen, unterdrückt werden und sich an die Lüge erinnert werden muss.

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Quellen:

1: Anolli, L., & Ciceri, R. (1997). The Voice of Deception: Vocal Strategies of Naïve and Able Liars. Journal of Nonverbal Behavior, 21 (4), 259-284.

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