Mit zunehmendem Alter kann unser Gehirn viel von seiner jugendlichen Leistungsfähigkeit einbüßen. Insbesondere die Aufmerksamkeit und Konzentration, sowie die Geschwindigkeit, mit der wir Informationen verarbeiten, sinkt.
Diese Fähigkeiten bilden jedoch das Bindeglied zwischen der Wahrnehmung (Sensorik) und der Handlung (Motorik) und gehören damit zu den wichtigsten Dingen im Alltag. Wie man diese Fähigkeiten auch im Alter trainieren kann, untersuchte die Dortmunder Altersstudie – mit erstaunlichen Ergebnissen.
Die Studie: Dortmunder Altersstudie
Die Auswirkungen des Abbaus der Aufmerksamkeit und der Konzentration sind gerade im Straßenverkehr drastisch. Langsame Reaktionen führen oft zu schwerwiegenden Unfällen. Der Abbau wird besonders drastisch, wenn man sich die Unfallstatistiken anschaut. Bei Menschen über 70 treten Verkehrsunfälle fast doppelt so häufig auf, wie bei Menschen zwischen 65 und 69.Aus diesem Grunde forscht die Unfallforschung der Versicherer (UDV) seit Jahren an effektiven Methoden zum Gehirntraining. Gemeinsam mit dem Leibnitz-Institut für Arbeitsforschung (IFADo) unter der Leitung von Professor Michael Falkenstein führte sie daher die Dortmunder Altersstudie durch. Untersucht wurden die Auswirkungen von Gehirntraining am Computer und Schreibtisch, Sport und Entspannungsübungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Die drei Probandengruppen trainierten zwei Mal wöchentlich über vier Monate. Wie wir bereits berichtet haben, ist die Dauer des Trainings ausschlaggebend für den Erfolg. Mit 24 Stunden ist das Training bei der Dortmunder Altersstudie ausgiebig und die Ergebnisse somit glaubhaft.
Sport, Entspannung, Konzentration und soziale Kontakte
Man fragt sich vielleicht was Sport mit Konzentration und Aufmerksamkeit zu tun hat. Als Wirkmechanismus diskutieren Forscher hierbei oft die so genannten Neurotrophine. Das sind Eiweiße, die eine Rolle beim Wachstum von Nervenzellen und deren Verbindungen im Gehirn spielen. Erhöhte sportliche Aktivität regt die Produktion dieser Neurotrophine an und hilft somit dem Gehirn, sich selbst zu erneuern. Ein weiterer Grund ist die höhere Sauerstoffaufnahme und Durchblutung des Gehirns.
Die dritte Gruppe machte Entspannungstraining und wurde zu mehr sozialem Kontakt aufgefordert.Die Fähigkeit zur Kommunikation gehört zu den komplexesten Aufgaben, die unser Gehirn zu bewältigen hat. Genau deswegen vermuten Forscher hier einen positiven Effekt auch auf die restlichen kognitiven Funktionen. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind dabei ähnlich wie beim Gehirntraining.
Die Ergebnisse: Gehirntraining macht schneller und konzentrierter
Die größten Verbesserung zeigte die Gruppe, die Gehirntraining gemacht hatte. Die Probanden verbesserten ihre:
- Aufmerksamkeit
- Gedächtnis
- psychomotorische Koordination
- Aufgabenwechsel (Schnelligkeit)
- Koordination von Mehrfachaufgaben
- räumliche Koordination
- Hemmung irrelevanter Reize
- die Entscheidungsfähigkeit
Doch nicht nur die Fehlerrate in zahlreichen Tests sank, sondern auch die Verarbeitungsgeschwindigkeit nahm zu. In einer 2-Back Aufgabe sank der Anteil unentdeckter Reize durch das Training auf fast die Hälfte (Bild A), während im typischen Stroop-Test die Anzahl der Fehler um 13% zurückging (Bild B).
Das zeigte sich auch im Fahrsimulator, wo die Probanden deutlich sicherer und schneller reagierten.
Eine Verbesserung erzielte auch die Gruppe, die über die Studiendauer Sport im Fitnesstudio machte. Bei dieser stieg aber vor allem die Verarbeitungsgeschwindigkeit, während die Anzahl der Fehler in den Tests sich kaum verringerte.
Die Entspanungsgruppe zeigte dabei kaum Veränderungen, lediglich die subjektive Wahrnehmung war positiv. Ein Großteil der Probanden fühlte sich geistig und körperlich fitter.
Fazit
Gehirntraining funktioniert! Gerade ältere Menschen können aufmerksamer werden und denken schneller. Dies hilft nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch in nahezu allen Alltagslagen. Damit auch Sie diese Verbesserung erfahren können, arbeiten wir mit Professor Falkenstein, dem Leiter dieser Studie, an neuen Übungen und einem effizienteren Training. Doch vergessen Sie nicht, dass ein wirksames Training auch bestimmte Regeln braucht. Lesen Sie mehr dazu in unserem Artikel.
Quellen:
1 P. D. Gajewski, C. Wipking, M. Falkenstein, T. Gehlert, (2010). Dortmunder Altersstudie: Studie zur Förderung der Hirnleistungsfähigkeit bei Älteren
2 P. D. Gajewski, M. Falkenstein, T. Gehlert, (2010). Unfallforschung kompakt: Kognitives Training im Alter