NeuroNation \ Gehirn und Geist

Neues aus der Wissenschaft

Wissenschaftler haben jetzt anhand einer neuen Studie herausgefunden, dass Lernen das Gehirn wachsen lässt. Schon wenige Stunden Training reichen aus, um die Kapazitäten des Gehirns zu erweitern. Bisher gingen Forscher davon aus, dass ein solcher Umbau Wochen dauert.

Deutliche Unterschiede im Sehzentrum

Ein chinesisch-amerikanisches Forscherteam konnte nun anhand eines Farbtests mit 19 Probanden beobachten, dass der Größenzuwachs in der Großhirnrinde schon nach knapp zwei Stunden Training stattfindet. In fünf Sitzungen, verteilt auf drei Tage, sollten die Studenten neue Namen für zwei willkürlich ausgewählte Grün- und zwei Blautöne lernen. Als Bezeichnungen suchten die Forscher einzelne, dem Mandarin-Chinesisch entnommene Silben aus, die für sich betrachtet keinerlei Bedeutung hatten. Anschließend sollten sie sie benennen, wenn sie auf einem Monitor gezeigt wurden. Insgesamt, betonen die Forscher, habe das Training für jeden Probanden genau eine Stunde und 48 Minuten gedauert. Vor und nach der Lernphase fertigten die Wissenschaftler von jedem Teilnehmer einen Gehirnscan per Magnetresonanztomograph an.

Der Vergleich der Vorher-Nachher-Aufnahmen habe dann überraschend deutliche Unterschiede gezeigt. Vor allem in einem Teil des Sehzentrums in der linken Hirnhälfte erhöhte sich das Volumen der sogenannten Grauen Substanz, die aus den Zellkörpern der Gehirnzellen besteht und die äußere Rinde des Großhirns ausmacht. Dieser Bereich ist bekannt dafür, dass er das Farbsehen steuert, erläutern die Wissenschaftler. Zwar habe man auch früher schon derartige Umbauten und Volumenzuwächse im Gehirn Erwachsener beobachtet, wenn diese neue Fähigkeiten erlernten. Derartig schnelle Veränderungen seien jedoch unbekannt.

Sprache hat Einfluss auf die Wahrnehmung

Dass die Forscher für den Test Farbnamen auswählten, war kein Zufall: Sie gelten als gutes Modell, um den Einfluss von Sprache auf die Wahrnehmung zu untersuchen. So legen die in der Muttersprache vorhandenen Namen beispielsweise fest, welche Farbkategorien das Gehirn verwendet und wie es gesehene Farbtöne diesen Kategorien zuordnet. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt im rechten Gesichtsfeld, das von der linken Hirnhälfte gesteuert wird – der Hälfte, die im Allgemeinen auch das Sprachzentrum beherbergt. Die Beobachtung, dass genau dort ein derartig rapider Umbau beim Erlernen von neuen Farbnamen stattfindet, erlaube zum ersten Mal, der engen Kopplung von Farbnamen und -wahrnehmung eine anatomische Grundlage zuzuordnen, sagen die Wissenschaftler.

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