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Notizen: Lieber schreiben als tippen

In vielen Klassenzimmern und Hörsälen haben Laptops inzwischen Hefte und Notizblöcke ersetzt. Das klingt überaus sinnvoll, schließlich lässt sich schneller tippen als handschriftlich schreiben.

Doch welchen Einfluss hat das Medium des Notierens auf akademische Leistungen? Ist Masse gleich Klasse? Die Ergebnisse legen nahe, dass handschriftliche Notizen denen eines Laptops überlegen sind.

Wieso ist es überhaupt sinnvoll Notizen im Unterricht oder in der Vorlesung anzufertigen? Es gibt zwei mögliche Vorteile von Notizen:

  • Externer Speicher: Anstelle alle erhaltenen Informationen direkt im Gehirn speichern zu müssen, fungieren Notizen als ausgelagertes Gedächtnis. So können nach einigen Tagen erneut die Notizen gelesen und die Erinnerung aufgefrischt werden.
  • Auseinandersetzung mit Inhalten: Durch das Mitschreiben eines Vortrags, einer Vorlesung oder einer Unterrichtsstunde vergegenwärtigt man sich die Inhalte erneut, man formuliert Inhalte mit eigenen Worten. Die Inhalte werden dadurch vertrauter, die Gedächtnisleistung gesteigert.

Welchen Einfluss hat die Art des Notierens (handschriftlich vs. tippen) auf die beiden Vorteile von Notizen? Da sich in der Regel schneller tippen lässt als handschriftlich zu schreiben und somit am Laptop größere Mengen der gehörten Inhalte notieren lassen, sollten am Laptop angefertigte Notizen als externer Speicher überlegen sind. Doch falls die Auseinandersetzung mit den Inhalten wichtiger ist, sollten handschriftliche Notizen von Vorteil sein, schließlich muss bei handschriftlichen Notizen eine Auswahl der Informationen getroffen werden, die man notiert. Theoretisch könnten demnach beide Arten von Notizen von Vorteil sein.

Eine Studie aus Princeton und Los Angeles gibt Auskunft

Um eine Antwort auf die Frage zu erhalten, welche Art von Notizen am effektivsten ist, haben die Wissenschaftler Pam Mueller (Princeton Universität) und Daniel Oppenheimer (UCLA) eine Reihe von Studien durchgeführt. Studienteilnehmer sahen ein Video und erhielten die Instruktion, je nach Bedingung, entweder handschriftliche Notizen anzufertigen oder die Notizen am Laptop zu schreiben. Anschließend erhielten die Studienteilnehmer Ablenkungsaufgaben. Am Ende wurde ihr Wissen über die zuvor gesehenen Videos abgefragt.

100 Wörter weniger bei handschriftlichen Notizen

Eine erste Analyse untersuchte die Anzahl der geschriebenen Wörter in beiden Bedingungen. Wie zu erwarten schrieb die Laptop-Gruppe signifikant mehr Wörter (>300) als die Handschrift-Gruppe (<200). Sodann wurde untersucht wie gut die Gedächtnisleistung in beiden Gruppen war. Unterschieden wurde dabei Faktenfragen von Verständnisfragen. Die Ergebnisse zeigten keine Unterschiede beim Faktenwissen, jedoch schnitt die Handschrift-Gruppe in den Verständnis-Fragen signifikant besser ab. Eine weitere Studie ähnelte der eben beschriebenen, jedoch gab es eine Laptop-Gruppe, die eine Anweisung erhielt. Sie sollte nicht einfach alles gehörte abtippen, sondern die Inhalte mit eigenen Worten notieren. Trotz dieser Instruktion schnitt erneut die Handschrift-Gruppe besser ab.

Veränderungen nach einer Woche

Nun könnte entgegenhalten werden, dass über einen längeren Zeitraum betrachtet die am Laptop geschriebenen Notizen von Vorteil sein könnten, da sie mehr und detailliertere Informationen beinhalten. Auch dieser Möglichkeit gingen die Wissenschaftler nach. Dazu erfolgte die Abfrage eine Woche nach dem Anfertigen der Notizen, Studienteilnehmer hatten vor der Abfrage die Gelegenheit erneut einen Blick in ihre Notizen zu werfen. Auch hier zeigte sich die Überlegenheit der handschriftlichen Notizen.

Interpretation der Ergebnisse

Doch wieso sind handschriftliche Notizen solchen, die am Laptop angefertigt wurden, überlegen? Die Vermutung der Wissenschaftler ist, dass Personen durch das hohe Tipp-Tempo am Laptop dazu verleitet werden die gesamten Inhalte eines Vortrags abzutippen, ohne sich darüber Gedanken zu machen. Bei handschriftlichen Notizen ist es hingegen notwendig, sich Gedanken über das Gehörte zu machen und danach die Inhalte in eigenen Worten wiederzugeben.

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Quellen:

Mueller, P. A., & Oppenheimer, D. M. (2014). The Pen is Mightier than the Keyboard: Advantages of Longhand Over Laptop Note Taking. Psychological Science, DOI: 10.1177/0956797614524581

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