Das Training von NeuroNation wurde in einer Pilot-Studie in einem schweizer Krankenhaus eingesetzt. Der Neuropsychologe und Leiter des IMplus-Projekts, Hans Jürg Casal, erklärt, weshalb Gehirntraining eine Chance für viele Patienten darstellt und wie Behandlung der Zukunft aussehen könnte.
Hans Jürg Casal ist Leiter der Neuropsychologie Graubünden (Schweiz), ein Kompetenzzentrum für neuropsychologische Diagnostik, Gutachten, Rehabilitation und Weiterbildung. Als Leiter des IMplus-Projekts war er dafür verantwortlich, das Gehirntraining von NeuroNation in der Psychiatrie Graubünden einzusetzen.
NeuroNation (NN): Welche Fähigkeiten haben die Studienteilnehmer trainiert?
Hans Jürg Casal: In der Pilot-Studie ging es um die Fragestellung, ob regelmäßiges kognitives Training einen Beitrag leisten kann, Patienten einer psychiatrischen Einrichtung die Eingliederung in den Alltag zu erleichtern. Wir haben uns dabei auf Studien aus den USA gestützt, die zeigen konnten, dass kognitives Training ein wichtiger Bestandteil für die Gesundung von psychiatrischen Patienten sein kann. Insofern ging es weniger um das Training konkreter Fähigkeiten als vielmehr um das Training allgemeiner kognitiver Fähigkeiten, die für das alltägliche Leben von Bedeutung sind.
Ergebnisse bereits nach 3 Monaten
NN: Wie war der Ablauf des Trainings? Wie lange trainierten die Studienteilnehmer?
Casal: Die Pilot-Studie wurde in drei Teile unterteilt. Zunächst fand ein Prä-Test statt, in dem der Zustand vor dem Training erfasst wurde. Studienteilnehmer erhielten eine neuropsychologische Untersuchung, die kognitiven Fähigkeiten wurden mit einem standardisierten Intelligenztest erfasst (WIE). Außerdem haben wir mit einem weiteren Fragebogen erhoben, wie aktiv Patienten im Alltag sind und wie sehr sie am gesellschaftlichen Leben teilhaben.
Danach folgte die eigentliche Trainingsphase. Zunächst wurde den Studienteilnehmern der Gebrauch von NeuroNation erklärt. Im Anschluss trainierten die Versuchsteilnehmer 3 Monate lang täglich etwa 30 Minuten mit dem Training von NeuroNation. Gab es Probleme, konnten Studienteilnehmer eine Kollegin via E-Mail oder Skype erreichen. Nach dem Training erfolgte ein Post-Test. Darin kamen die gleichen Verfahren zum Einsatz wie im Prä-Test. Durch den Vergleich von Prä- und Post-Test konnten die Veränderungen untersucht werden.
NN: Was erhofften Sie sich von dem Training?
Casal: Von der Pilot-Studie erhofften wir uns, dass sich zum einen die Testergebnisse verbessern. Zum anderen erhofften wir uns, dass das Training dazu führt, dass Versuchsteilnehmer stärker am sozialen Leben teilhaben und sich das Training somit positiv auf den Alltag auswirkt.
Ziel: Verbesserungen im Alltag durch Gehirntraining
NN: Welche kognitiven Fähigkeiten verbesserten sich?
Casal: Die Studienteilnehmer zeigten Verbesserungen in verschiedenen Bereichen. Unter anderem verbesserten sich die exekutiven Funktionen, die in vielen Aktivitäten des Alltags von großer Bedeutung sind. Außerdem steigerten sich Studienteilnehmer in den Bereichen Aufmerksamkeit und Konzentration, Lernen und Gedächtnis sowie in der räumlichen Verarbeitung. Auch eine Steigerung der Intelligenz wurde beobachtet.
NN: Welche anderen Fähigkeiten verbesserten sich?
Casal: Ziel war es, die Teilhabe der Studienteilnehmer am sozialen Leben zu erleichtern. Daher ist es erfreulich, dass es bei vier von fünf trainierten Studienteilnehmern zu einer Verringerung dieser Störungen kam. Die Hoffnung ist, dass sich diese in den Tests gezeigten Verbesserungen auch im Alltag der Studienteilnehmer widerspiegeln.
NN: Rechnen Sie damit, dass derartige kognitive Trainings eine Standardtherapie darstellen werden?
Casal: Natürlich besteht die Hoffnung, dass kognitives Training eines Tages eingesetzt werden kann, um Patienten die Eingliederung in den Alltag zu erleichtern. Noch ist es aber zu früh, zu sagen, ob derartiges Training eines Tages eine Standardtherapie darstellen wird.
NN: Sehr geehrter Herr Casal, wir bedanken uns herzlich für das Interview.