Unter Priming versteht man eine Beeinflussung des Denkens, in der Art, dass ein bestimmter vorangegangener Reiz die Denk- und Verhaltensweise bei einer darauf folgenden Reaktion beeinflusst. Bei dem Reiz kann es sich um ein Wort, ein Geruch oder ein Bild handeln. Diese sanfte Beeinflussung läuft in der Regel unbewusst ab und kann je nach Art des Priming Gedächtnisleistungen verbessern.
Wie genau funktioniert das Priming?
Priming ist ein Effekt, der in unserem Gehirn statt findet. Im Grunde genommen legt das Gehirn beim Priming Spuren an und bereitet so Ihr Unterbewusstsein auf kommende Ereignisse vor. Durch einen Reiz werden in Ihrem Gehirn Gedächtnisinhalte aktiviert und diese lösen aufgrund früherer Erfahrungen und Erlebnisse, spezifische Assoziationen aus. Das Gehirn sucht assoziativ passende Inhalte zu dem betreffenden Wort. Obwohl dieser Prozess unbewusst abläuft, werden sowohl Ihr Verhalten als auch Ihre Gefühle und Ihr Gedächtnis von diesem Effekt beeinflusst.
Das Primingkonzept hat viele verschiedene Ausprägungen. Die Wirkungsweise des Primingeffekts beschränkt sich nicht nur auf das Abrufen von Wörtern und Gedanken, sondern kann auch Auswirkungen auf ein gezeigtes Verhalten haben. Ein berühmtes Beispiel für diese Wirkung, ist der sogenannte Florida-Effekt. Werden Menschen mit vielen Begriffen konfrontiert, die sich um das Wort „alt“ drehen, dann wirkt sich das auch ganz unbewusst auf das Verhalten dieser Menschen aus. Sie bewegen sich beispielsweise langsamer und schwerfälliger. Diese Beobachtung bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass der Priming Effekt auch zur positiven Beeinflussung des eigenen Verhaltens genutzt werden kann. Gedanken an schöne Ereignisse in Ihrem Leben, könnten also theoretisch ein Lächeln auf Ihr Gesicht zaubern. Eine für das Lernen und die Steigerung der Gedächtnis Leistungen wichtige Ausprägung des Priming Konzeptes, ist das semantische Priming.
Das semantische Priming
Dieser Primingeffekt zeichnet sich durch die Aktivierung von begrifflichen Assoziationen, zum Beispiel durch die Aktivierung über Wortfelder aus. Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass die Verarbeitung eines Begriffes, die Verarbeitung eines sich anschließenden Begriffes beeinflusst, falls beide Begriffe miteinander in irgendeiner logischen oder semantischen Beziehung stehen. Wenn diese Beziehung besteht, kann der vorangegangene Reiz bewirken, dass der nachfolgende schneller verarbeitet wird. So kann beispielsweise der Begriff „Geschenk“ schneller verarbeitet werden, wenn zuvor das Wort „Weihnachten“ vernommen wurde. Der Grund dafür, dass diese Reizverknüpfung überhaupt funktioniert, liegt nach einer Theorie aus der Sprachpsychologie, im Aufbau unseres Wortgedächtnisses. Unser semantische Gedächtnis ist ein neuronales Netzwerk, welches über ein riesiges mentales Wortlexikon verfügt. Die Aktivierung eines bestimmten Wortes läuft über mit diesem Begriff im Zusammenhang stehende, abgespeicherte Wörter ab.
Bei dieser sprachpsychologischen Theorie von Collins und Loftus werden die einzelnen Worte als Knoten beschrieben. Diese Knoten sind in ein assoziatives Netzwerk integriert und bilden einzelne Konzepte. Wird eines dieser Konzepte aktiviert, werden auch andere, mit diesem Konzept verbundene Konzepte aufgerufen. Die Aktivierung findet dabei in alle möglichen Richtungen gleichzeitig statt. Ein Konzept wird umso schneller aufgerufen, desto stärker die assoziativen Verbindungen ausgeprägt sind. Eine weitere Beobachtung des semantischen Priming ist es, dass ein Konzept, welches bereits zuvor ein mal aktiviert wurde, beim Zweiten Aufruf deutlich schneller gefunden und aktiviert wird. Das semantische Priming kann also theoretisch sehr nützlich sein, um Gedächtnisleistungen zu steigern. Doch wie kann das Priming in der Praxis effektiv genutzt werden?
Wie kann man durch das Primingkonzept die eigenen Gedächtnisleistungen steigern?
Wer wünscht sich nicht, das eigene Lernpensum im Studium schneller bewältigen zu können oder alltägliches Wissen auch im Alter optimal abspeichern zu können? Durch einfache Übungen, die den Priming-Effekt nutzen, können Gedächtnisleistungen langfristig optimiert werden. Mit der Hilfe von Assoziationen können Sie sich Ereignisse, Namen oder Daten besser einprägen. Eine Möglichkeit dies zu tun, ist das gedankliche „Voreinstimmen“ auf eine Lerneinheit. Halten Sie sich ganz bewusst vor Augen, welches Wissen Sie erlernen möchten und visualisieren Sie das Thema. Haben Sie bereits in der Vergangenheit Dinge erlernt, die in Zusammenhang mit diesem Lernbereich stehen, dann vergegenwärtigen Sie sich noch ein mal das Erlernte. Der Priming Effekt sorgt dann schon vor dem Beginn des eigentlichen Lernens dafür, dass die entsprechenden Konzepte im Gehirn aktiviert werden und erleichtert somit den späteren Lernprozess. Schon das Aufschreiben von themenverwandten Stichpunkten vor der Lerneinheit, kann die Aufmerksamkeit steigern. Ebenfalls kann das Visualisieren komplizierter Sachverhalte dazu beitragen, sich das Erlernte besser zu merken. Sie führen sich den Sachverhalt sozusagen noch ein mal vor Augen und verbinden so verschiedene Reize miteinander. Es gibt noch viele weitere Übungen, die den Primingeffekt nutzen und so die eigene Gedächtnis Leistung steigern können.
Fazit
Wer die Funktionsweise des Gedächtnisses begreift, kann diese Funktionsweisen zum eigenen Vorteil nutzen. Das Priming ist ein hoch wirksamer Effekt, der Menschen jeden Alters helfen kann, die eigene Gedächtnisleistung zu verbessern. Warum sollte man diesen gewöhnlich unbewusst ablaufenden Effekt, nicht aktiv dazu nutzen, die eigenen Möglichkeiten optimal auszuschöpfen. Lerninstitute und Gedächtnistrainer bedienen sich schon seit längerer Zeit dieser kognitiver Effekte und konnten damit beeindruckende Ergebnisse erzielen. Lassen auch Sie nicht die Chance verstreichen, durch Priming und andere Lernhilfen ihre Fähigkeiten zu verbessern.