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Rechte Gehirnhälfte – Funktion und Aufgaben

Das Wichtigste auf einen Blick

1. Viele Mythen ranken sich um die Unterschiede zwischen der linken und rechten Gehirnhälfte. Besonders verbreitet ist die Theorie einer “left-brained” versus “right-brained” Persönlichkeit. Das meiste davon ist nicht wissenschaftlich fundiert.

2. Neurowissenschaftler:innen untersuchen funktionelle Asymmetrien der Gehirnhälften, sogenannte Lateralisierungen. Sie messen die Dominanz einer Seite für eine bestimmte Funktion.

3. Beide Gehirnhälften sind immer aktiv, und Gehirntraining von nur einer Hirnhälfte ein Mythos. Das Gehirntraining von NeuroNation spricht daher immer beide Gehirnhälften an!

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Die rechte Gehirnhälfte testen mit Tanz

Ist die rechte Gehirnhälfte für unsere Gefühle zuständig? Gibt es Menschen, die mehr mit der rechten Seite denken als mit der linken? Und macht sie das kreativer, intuitiver und emotionaler?

Vieles ist dazu im Internet zu lesen. Die rechte Gehirnhälfte sei konzeptuell, holistisch, intuitiv, non-verbal, und einfallsreich. Es gibt sogar Online-Tests, die vorgeben, feststellen zu können, ob jemand “left-brained” oder “right-brained” ist, also eher “mit links oder rechts denkt”. Zum Beispiel können Neugierige sich die Animation einer drehenden Ballerina-Tänzerin ansehen und entscheiden, ob sie die Pirouette als Links- oder Rechtsdrehung wahrnehmen. Daraus werden dann Schlüsse über die Persönlichkeit gezogen. Was steckt dahinter? 

Jedenfalls keine wissenschaftlichen Forschungsergebnisse. Denn wie meistens sind die Studien viel komplizierter. Grundsätzlich erforschen Neurowissenschaftler:innen die Lateralisierung von Gehirnfunktionen, und nicht ob eine Funktion “links oder rechts” stattfindet. Das bedeutet: Dank bildgebender Verfahren beobachten sie die Aktivität in beiden Hirnhälften und berechnen das Verhältnis von links zu rechts, den Lateralitätsindex. Sie sehen also, welche Seite dominanter für eine Funktion ist. Das kann sich allerdings von Mensch zu Mensch unterscheiden! Außerdem ist diese Dominanz spezifisch für eine Aufgabe oder Fähigkeit. “Links-” oder “rechts-denkende” Menschen gibt es also so allgemein nicht.

Trotzdem ist der Ballerina-Test nicht völlig aus der Luft gegriffen. Tatsächlich ist die Animation intensiv untersucht in neurowissenschaftlichen Studien. Sie zeigen, dass die rechte Gehirnhälfte stärker involviert ist in die Verarbeitung von menschlichen Bewegungen als die linke. Das könnte erklären, wieso die Drehung von vielen als Rechtsdrehung (d.h., im Uhrzeigersinn) wahrgenommen wird. Diese Interpretation ist allerdings umstritten.

Außerdem wurde gezeigt, dass einige Menschen bewusst beeinflussen können, ob sich die Ballerina für sie links- oder rechtsherum dreht. Die wahrgenommene Drehrichtung sagt also nichts darüber aus, ob jemand “mehr links oder rechts denkt”. Die rechte Hirnhälfte aktiviert sich bei den meisten Menschen verstärkt, egal in welche Richtung sich die Tänzerin dreht. 

Schauen Sie sich die Tänzerin unten an. Passiert es Ihnen manchmal, dass sich das Bild plötzlich ändert und die Tänzerin die Richtung wechselt? 

sich drehende Tänzerin

Forscher:innen haben entdeckt, dass diese Momente des Richtungswechsels mit spezifischen Fluktuationen in der Aktivität des rechten Scheitellappens zusammenfallen. Sie könnten erklären, woher die plötzliche Änderung unserer Wahrnehmung kommt.

Schlüsse über die Persönlichkeit lassen sich aus der Wahrnehmung der Tänzerin übrigens leider auch nicht ziehen. 

Emotionen: Die rechte Gehirnhälfte – unsere “positive” Hälfte?

Wahrscheinlich haben Wissenschaftler:innen selbst den Samen für viele Mythen gesät, die die rechte Gehirnhälfte heute umranken. Beispielsweise schreibt Ned Herrmann, weltweit anerkannt für seine Beiträge zur Hirnforschung, 1998 im Scientific American, die rechte Hirnhälfte sei der

“Sitz von Neugier, Synergie, Experimentieren, metaphorischem Denken, Verspieltheit, Lösungsfindung, Kunstfertigkeit, Flexibilität, Synthese und allgemeiner Risikobereitschaft.”

Diese Behauptung hält einem Blick auf die Forschungsergebnisse nicht stand. Heute wird stattdessen ein Zusammenhang zwischen einer Dominanz der rechten Hirnhälfte und Emotionen wissenschaftlich diskutiert – allerdings nur negativer Emotionen!

Auf der Suche nach der Ursache für Depressionen haben Forscher:innen die Valenzhypothese vorgeschlagen. Die Idee ist, dass eine Hyperaktivität der rechten Gehirnhälfte dazu führe, dass negative Gefühle stärker verarbeitet werden, pessimistische Gedanken auftauchen und unkonstruktive Denkmuster entstehen. Aktivität in der rechten Hirnhälfte sei außerdem verknüpft mit Selbstreflektion, die bei depressiven Patient:innen häufig intensiver ist als bei gesunden Menschen. Die rechte Hirnhälfte spielt auch eine wichtige Rolle bei der Anpassung unseres Erregungszustands. Das könnte erklären, wieso depressive Menschen häufig an Schlafproblemen leiden.

Was, wenn die rechte Gehirnhälfte nicht mehr funktioniert?

Fällt Ihnen etwas bei den Zeichnungen auf? Sind sie womöglich nicht fertig geworden?

Stellen Sie sich vor, die Zeichner werden darauf angesprochen, leugnen aber einfach, dass links etwas fehlt. Auch sonst benehmen sie sich seltsam: Sie verwenden kaum ihre linken Körperteile. Sie gehen nicht auf Berührungen und Geräusche ein, die von ihrer linken Seite kommen. Andere Menschen, die sich links im Raum befinden, beachten sie nicht. Es kann sogar passieren, dass sie sich nur den rechten Jackenärmel anziehen und den linken vergessen! 

Die Zeichnungen stammen von Menschen, die eine Schädigung in der rechten Hirnhälfte, meist am Scheitellappen, erlitten haben. Seitdem zeigen sie einen sogenannten Neglect. Bei diesem Krankheitsbild passiert etwas, das für Außenstehende schwierig nachzuvollziehen ist: Die linke Hälfte der Welt wird normal wahrgenommen, aber kaum verarbeitet und deshalb ignoriert.

Die rechte Gehirnhälfte ist hauptverantwortlich für einen Großteil der Wahrnehmung von linksseitigen Sinneseindrücken und Bewegung unserer linken Körperhälfte. Daher führt eine Schädigung in der rechten Hirnhälfte zu Beeinträchtigungen in der Aufmerksamkeit für die linke Hälfte der Umwelt, genannt linksseitiger Neglect.

Die linke Gehirnhälfte wiederum steuert (die meisten) Bewegungen und Wahrnehmungen der rechten Körperhälfte. Trotzdem folgt auf eine Schädigung der linken Gehirnhälfte nur selten ein rechtsseitiger Neglect. Forscher:innen schließen daraus, dass die rechte Gehirnhälfte eine Dominanz hat für die Ausrichtung unserer Aufmerksamkeit und zwar sowohl nach links als auch nach rechts. 

Gehirntraining für mehr Aufmerksamkeit

Es klingt verlockend: Spezifisch die rechte Gehirnhälfte trainieren, um die Aufmerksamkeit zu steigern. Trainings, die vorgeben, nur die rechte Gehirnhälfte anzusprechen, sind aber nicht wissenschaftlich fundiert. Obwohl die rechte Gehirnhälfte eine Dominanz für räumliche Aufmerksamkeit hat, arbeiten im gesunden Gehirn die Hälften immer zusammen.

Ihre Aufmerksamkeit zu trainieren ist aber trotzdem möglich. NeuroNation bietet Ihnen im Bereich Aufmerksamkeit über 20 Übungen an, die gezielt diese Funktionen und Fähigkeiten ansprechen: Bei regelmäßigem Training verlängern sie die Aufmerksamkeitsspanne und verbessern den Fokus. 

NeuroNation bietet Ihnen ein wissenschaftlich fundiertes Trainingsprogramm, das in Zusammenarbeit mit Universitäten und Forschungsinstituten entwickelt wurde. Über 30 Übungen warten dort auf Sie. Die App wertet automatisch Ihre Leistung aus und personalisiert die Schwierigkeit, um so den Trainingseffekt zu maximieren.

Testen Sie NeuroNation völlig kostenlos – nicht nur Ihre rechte Gehirnhälfte wird es Ihnen danken. 

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Quellen

  • Alipour, A., & Kazemi, S. (2015). Dominant right hemisphere controls biased rotation perception. Psychology & Neuroscience, 8(4), 435.
  • Bernal, B., Guillen, M., & Marquez, J. C. (2014). The spinning dancer illusion and spontaneous brain fluctuations: an fMRI study. Neurocase, 20(6), 627-639.
  • Lucafò, C., Marzoli, D., Prete, G., & Tommasi, L. (2016). Laterality effects in the spinning dancer illusion: The viewing‐from‐above bias is only part of the story. British Journal of Psychology, 107(4), 698-709.
  • Liu, C. H., Tzeng, O. J., Hung, D. L., Tseng, P., & Juan, C. H. (2012). Investigation of bistable perception with the “silhouette spinner”: Sit still, spin the dancer with your will. Vision Research, 60, 34 –39. http://dx.doi.org/10.1016/j.visres.2012.03 .005
  • Peelen, M. V., Wiggett, A. J., & Downing, P. E. (2006). Patterns of fMRI activity dissociate overlapping functional brain areas that respond to biological motion. Neuron, 49, 815– 822. http://dx.doi .org/10.1016/j.neuron.2006.02.004
  • Hecht, D. (2010). Depression and the hyperactive right-hemisphere. Neuroscience research, 68(2), 77-87.
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Ned_Herrmann
  • https://www.scientificamerican.com/article/is-it-true-that-creativit/
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Neglect

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