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Schädel-Hirn-Trauma: Wenn das Gehirn in Gefahr ist

Spätestens seit dem Unfall von Michael Schumacher wissen wir, wie bedrohlich Schädel-Hirn-Traumata für das Gehirn sind. Trotz vieler Schutzmechanismen, können Unfälle zu einer Schädigung des Gehirns führen. Eine umgehende intensivmedizinische Versorgung ist unerlässlich. In vielen Fällen können gesunde Bereiche des Gehirns, Funktionen von geschädigten übernehmen.

Für viele muss Michael Schumachers Skiunfall wie eine Ironie des Schicksals gewirkt haben: Der einst schnellste Mann der Welt hat sich ausgerechnet bei einem harmlosen Skiurlaub lebensgefährliche Verletzungen zugezogen. Der schlimme Unfall sorgte weltweit für Bestürzen und Anteilnahme. Doch wie genau entsteht ein Schädel-Hirn-Trauma und wie sieht die Behandlung aus?

Schutzvorrichtungen des Gehirns

Kein anderes Organ des menschlichen Körpers ist so empfindlich wie das Gehirn. Um es zu schützen, hat die Natur viele Schutzmechanismen entwickelt.

  • Schädelknochen: Das Gehirn ist das einzige Organ, das von einem massiven Knochen umgeben ist
  • Gehirnflüssigkeit: Zusätzlich befindet sich das Gehirn in einer Flüssigkeit, die die meisten Erschütterungen problemlos abfedern kann
  • Blut-Hirn-Schranke: Damit Gifte, die in unseren Körper gelangen, keinen Schaden im Gehirn anrichten, gibt es die sogenannte Blut-Hirn-Schranke. Sie stellt sicher, dass Stoffen, die dem Gehirn schaden, der zutritt verwehrt bleibt.

Anzahl von Nervenzellen nimmt im Laufe des Lebens ab

Der Grund, weswegen ein effektiver Schutz des Gehirns so wichtig ist, liegt in den Nervenzellen (auch Neurone oder Gehirnzellen genannt) des Gehirns. Während Nervenzellen viele Gemeinsamkeiten mit anderen Körperzellen aufweisen, ist eine Besonderheit von Nervenzellen, dass sie kaum ersetzt werden können, das heisst, dass im Laufe des Lebens die Anzahl von Nervenzellen kontinuierlich abnimmt. Zwar können auch Nervenzellen produziert werden, doch ist dies nur in viel geringerem Ausmaß möglich, als bei anderen Körperzellen. Umso wichtiger ist es, dass die Nervenzellen, die wir haben, gut geschützt werden.

Umgehende Behandlung entscheidend

Wenn es zu einer heftigen Erschütterung des Gehirns kommt, wie nun bei Michael Schumacher, ist dies ein lebensgefährlicher Zustand. Direkt nach dem Unfall sind Patienten häufig benommen, aber noch bei Bewusstsein. Da das Gehirn selbst keinen Schmerz empfinden kann, ist der Schaden im Gehirn für betroffene meist nicht spürbar. In der Folge des Unfalls kann es zu Blutungen und Schwellungen im Gehirn kommen. Nun rächt sich, was bei kleineren Einschlägen dem Schutz dient: Durch die Schädeldecke können sich Schwellungen, die wegen des Unfalls auftreten, nicht ausdehnen. Der Druck im Gehirn wird in der Folge so groß, dass überlebenswichtige Funktionen ausfallen. Als Gegenmaßnahme kann die Schädeldecke angehoben werden, sodass das Gehirn Platz bekommt sich auszubreiten, ohne dass es zu Quetschungen kommt. Sofern relevante Stellen erreichbar sind, ist es wichtig Blutungen abzusaugen.

Genesung ist von Person zu Person unterschiedlich

Nach überstandenem Schädel-Hirn-Trauma beginnt die Zeit der Rehabilitation. Die Folgen eines Traumas können sehr unterschiedlich sein und sind von vielen Faktoren abhängig, unter anderem: Schwere des Unfalls, Alter des Patienten, gesundheitlicher Allgemeinzustand, be-troffene Gehirnregionen. Folglich ist der Genesungsprozess sehr individuell und kann nicht pauschalisiert werden.

Das Gehirn kann sich (teilweise) erneuern

Bedeutsam ist, dass das Gehirn nicht statisch ist, sondern dass Funktionen von verschiedenen Teilen des Gehirns übernommen werden können. Falls also Teile des Gehirns verletzt wurden, so können die gesunden Bereiche, die Funktionen der verletzen Regionen zumindest teilweise ersetzen, diese Fähigkeit wird als Neuroplastizität bezeichnet. Zusätzlich produziert das Gehirn neue Nervenzellen, diese können die verlorengegangenen ersetzen. Nachdem aber nur in vergleichsweise geringen Maße Gehirnzellen produziert werden, ist dies ein langer Prozess. Entscheidend für den Genesungsprozess ist, dass Patienten aktiv gefordert werden. Nur wenn Nervenzellen das Signal erhalten, eine Funktion zu übernehmen, bauen sie ein Netzwerk wichtiger Synapsen aus. Erst durch dieses Netzwerk ist es möglich bestimmte Handlungen auszuführen. Das Gehirn muss also trainiert und gefordert werden, ähnlich einem erschlafften Muskel, der erst durch Training wieder erstarkt.

Helme retten Leben

Schädel-Hirn-Traumata sind äußerst bedrohlich für das Gehirn, es sollte folglich alles dafür getan werden, dass es erst gar nicht so weit kommt. Helme, sei es beim Ski- oder Fahrradfahren, bieten einen unerlässlichen Schutz und können Leben retten.

Training starten

Quellen:

Eriksson, P. S., Perfilieva, E., Björk-Eriksson, T., Alborn, A.-M., Nordborg, C., Peterson, D. A., & Gage, F. H. (1998). Neurogenesis in the Adult Human Hippocampus. Nature Medicine, 4(11), 1313-1317.

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