Selbstorganisiertes Lernen wird immer wichtiger, denn im Informationszeitalter ist die selbständige Aneignung von Wissen eine wichtige Schlüsselqualifikation. Dabei geht es längst nicht nur um Schüler oder Studenten. Jeder Arbeitnehmer muss bereit sein, sein Wissen zu vergrößern, wenn er mit den sich rasant veränderten Arbeitsbedingungen mithalten will.
In welchen Bereichen ist selbstorganisiertes Lernen wichtig
Selbstorganisiertes Lernen sollte von der Grundschule an bis ins Erwachsenenleben praktiziert werden. Selbstverständlich benötigen Kinder anfangs eine Anleitung, doch später sollte sich die Lehrkraft oder der Betreuer immer mehr zurückziehen (Bildungswissenschaftler nennen das „Fading“). In folgenden Bereichen kann selbstorganisiertes Lernen auftreten:
- Grund- und weiterführende Schulen
- Studium
- Berufliche Weiterbildung
- Private Weiterbildung
Die ersten drei Bereiche werden in der Regel von außen initiiert, seien es nun die Lehrkraft, die Professoren oder der Betriebsleiter. Die höchste Form der Selbstorganisation ist wohl in der privaten Weiterbildung zu sehen, denn hier ist der Mensch gleichzeitig Lehrer und Lerner. Er bestimmt die Art des Lehrstoffes und auch weitgehend die Lernmethoden. Hier hat der Lernende die Gelegenheit sich mit Gegenständen zu befassen, die mit seinem Fachbereich nicht direkt etwas zu tun hat. Das kann unter Umständen sehr wichtig sein, da er hier Fachkompetenzen erwerben kann, die bei einem späteren Berufswechsel wichtig sein können.
Merkmale selbstorganisiertes Lernen

Selbstorganisiertes Lernen zeichnet sich dadurch aus, dass der Lerner selber Ort und Zeitpunkt bestimmt, wann er sich den Lernstoff aneignen will. Mancher lernt besser am Morgen, mancher bevorzugt den Abend. Es gibt Schüler, die gerne am Schreibtisch sitzen, andere nehmen den Laptop mit ins Bett. Es gibt fast so viele Möglichkeiten, wie es Schüler gibt. Wenn das Lernen teilweise in einer Gruppe stattfindet, dann ist der Schüler in seiner Zeiteinteilung nicht mehr ganz so frei. Die Gruppen treffen sich zu bestimmten Zeiten zu einer Konferenz im virtuellen Klassenzimmer. Diese Zeiten müssen natürlich eingehalten werden.
Der Schüler bestimmt seine Ziele zum größten Teil selber. Dies trifft vor allem dann zu, wenn es sich um eine Fortbildung im privaten Bereich handelt. Doch auch im Studium und bei der beruflichen Fortbildung werden immer häufiger ein Katalog von Themen vorgegeben, unter denen der Schüler das für ihn passende auswählen kann.
Probleme, die sich dem Lernenden stellen, muss er zum größten Teil selber überwinden. Dadurch lernt er mit auftauchenden Schwierigkeiten selber umzugehen und wartet nicht immer auf einen Lehrer, der ihm sagt, was er jetzt zu tun hat.
Natürlich ist auch hier die Lernerfolgskontrolle wichtig. Wenn der Schüler die Ziele selber setzt, dann muss er sich auch darum kümmern, ob er diese Ziele erreicht hat. Am einfachsten ist das bei den sogenannten operativen Zielen. Das sind Ziele, die sich klar quantifizieren lassen. Wenn der Schüler am Ende des Lernprozesses sämtliche Mitglieder des Schengen Raumes aufzählen kann, dann kann dieses Lernziel leicht überprüft werden.
Inhalte, die sich gut für selbstorganisiertes Lernen eignen
Nicht jeder Inhalt ist gleich gut für selbstorganisiertes Lernen geeignet. Gesangsunterricht zum Beispiel ist eher weniger geeignet, weil es hier einen erfahrenen Lehrer bedarf, der sofort einen falschen Ton korrigiert. Bereiche, in denen selbstorganisiertes Lernen gut funktioniert sind unter anderem:
- Wissen aller Art
- Sprachen
- Computer
- Kreative und künstlerische Fähigkeiten (z. B. Kreatives Schreiben)
Dabei heißt selbstorganisiertes Lernen nicht, dass kein Lehrer vorhanden ist. Bei manchen Fernkursen ist der Lehrer vielleicht mehrere hundert Kilometer entfernt und kann nur per E-Mail erreicht werden. Der Schüler kann also eine Rückmeldung bekommen, wenn auch nicht immer sofort. Durch die moderne Technik ist es auch möglich (z. B. via Skype) dass sofort eine Rückmeldung erfolgen kann. Mit Audiodateien oder Sprachprogramme aus dem Internet können sehr gut Sprachen gelernt werden. Dies sogar oft besser als mit einem Lehrer, der kein Muttersprachler ist und die Sprache niemals so gut beherrscht, wie ein native Speaker.
Welche Methoden kommen beim Selbstorganisierten Lernen zum Einsatz
Die wichtigste Methode für selbstorganisiertes Lernen ist mit dem Computer. Hier können Inhalte aufbereitet werden. Es können nicht nur Text, sondern auch Audio- oder Videodateien verarbeitet werden. Außerdem hat der Schüler Zugriff auf vielfältige Informationen. Mit einem Klick können zum gleichen Thema Texte gelesen und ein passendes Video angesehen werden. Die klassische Form der Wissensvermittlung über ein Buch hat selbstverständlich genauso seine Daseinsberechtigung. Wenn selbstorganisiertes Lernen in einer Lerngruppe stattfindet, dann wird oft Blended Learning praktiziert, das heißt, die Schüler treffen sich ein paar Mal in einer „normalen“ Lerngruppe, um den Stoff gemeinsam zu rekapitulieren. Anderen Formen des Gruppenlernens können zum Beispiel über Skype organisiert werden. Auch hier greift oft keine Lehrkraft ein, sondern es ist Aufgabe der Schüler, ein solches Treffen zu organisieren.
Selbstorganisiertes Lernen hat nicht nur positive Effekte auf die Persönlichkeitsentwicklung, sondern ist gleichzeitig auch ein gutes Gedächtnistraining. Wer sich ständig mit schwierigen und ungewöhnlichen Sachverhalten befasst, der trainiert automatisch sein Gedächtnis. Selbstorganisiertes Lernen kann natürlich auch ein Gedächtnistraining zum Inhalt haben. Es gibt im Internet einige Programme, mit denen das möglich ist. Ein paar Minuten täglich genügen und die kleinen grauen Zellen werden wieder fit und bleiben es auch. Der Geist verbraucht sich nicht, wenn er trainiert wird, ganz im Gegenteil. Selbstorganisiertes Lernen sorgt dafür, dass das Gedächtnis bis ins hohe Alter erhalten bleibt.