Gehirntraining dient dazu die geistige Leistungsfähigkeit zu erhalten, zu steigern und zu optimieren, so viel ist bekannt. Aber kann Gehirntraining auch dazu verhelfen Gewaltverbrecher zu therapieren? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Tübinger Verhaltensbiologe Niels Birbaumer. Dafür führen Birbaumer und sein Team Untersuchungen, an Gewaltverbrechern, durch.
Der Ausgangspunkt
Bislang existierte die Vorstellung, dass ein bestimmtes Areal des Gehirns zu dem Verhalten bei Schwerverbrechern führt. Diese Annahme wurde jedoch von Birbaumer berichtigt. Nicht bestimmte Areale seien für dieses Verhalten verantwortlich, sondern die Verbindungen im Gehirn. Und diese lassen sich trainieren. So können die Impulse, die Verbrecher zu Ihrer Tat animieren, durch Gehirntraining unterdrückt werden.
Hierfür untersuchte der Forscher, schon im Voraus, Wachkomapatienten. Bei Wachkommapatienten handelt es sich, ebenso wie bei den Gewaltverbrechern, um eine Störung der Kommunikation, also auch der Verbindungen im Gehirn. Genauer gesagt fehlt der Wille zur Kommunikation, beeinflusst durch Misserfolg. Bestimmte Reflexe, die zur Interaktion führen, werden dadurch unterdrückt. Bei der Untersuchung bekam er folgendes Ergebnis:
- 20 bis 30 Prozent der Wachkomapatienten nehmen Ihre Umwelt wahr
- Sie haben keinen Kommunikationserfolg und verlieren deshalb den Willen zu kommunizieren, die Verbindungen im Gehirn müssen neu geordnet werden
- Diese Reflexe könnten durch Gehirntraining aktiviert werden: Es handelt sich bei der Aktivierung um Sätze, welche die Patienten mit JA oder NEIN beantworten können
Ausgehend davon, dass dieses Training schon teilweise bei den Patienten angeschlagen hat, verfolgt der Professor diesen Ansatz nun weiter, in Hinsicht auf die Strafgefangenen. Triebe sollen durch neue Verbindungen unterdrückt werden, indem eine eindeutige Kommunikation zum Bewusstsein stattfindet.
Welche Verbindungen stehen im Fokus?
Vor allen Dingen beziehen die Forscher Ihre These auf die Bereiche des Gehirns, die mit der Furcht verbunden sind. Denn diese steuert die Reaktion des Bewusstseins auf eine aktuelle oder antizipierte Gefahr. Erst wenn der Mensch selbst eine Bedrohung wahrnimmt, kann er sie auch erkennen, wenn er sie ausübt.
Hemmung der Gewaltneigung
Das vordergründige Ziel dieser Studie ist es, den Trieb oder besser die Neigung zu gewalttätigen Handlungen auf Dauer zu hemmen. Bei Sexualstraftätern würde das beispielsweise bedeuten, die sexuellen Triebe besser steuern zu können. Hierfür nutzen die Forscher Methoden des Gehirntrainings. Weiterführend beschäftigten sie sich mit Menschen, die an Fettsucht leiden. Auch hier lässt sich vermutlich durch Gehirntraining, die Lust auf Essen verringern.
„Lernen von Hirnkommunikation“
So bezeichnen es die Forscher aus Tübingen. Wenn die richtige Kommunikation durch die Bildung von neuen Verbindungen gelernt werden kann, dann lassen sich auch Triebe und Neigungen besser kontrollieren. Dies ist das Ziel, auf das die Forscher hinarbeiten. Das doch etwas futuristisch wirkende Experiment ist noch lange nicht abgeschlossen. Wir warten weiterhin gespannt auf die kommenden Ergebnisse, über die wir Sie selbstverständlich informieren. Mit Gehirntraining negative Neigungen besser therapieren zu können, wäre ein sehr großer Fortschritt in der Hirnforschung und sie ist auf dem besten Weg, das zu realisieren!
Quellen:
[1] pressetext (2012), Gehirntraining als Therapie für Gewaltverbrecher, http://www.pressetext.com/news/20110616020
[2] wissen gesundheit.de (2012), Gehirntraining als Therapie für Gewaltverbrecher, http://www.wissen-gesundheit.de/news.asp?wdid=437&wpid=9951&sid=0