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Was wollte ich gerade tun? Türschwellen lassen uns vergessen

Wer kennt das nicht – man wollte gerade etwas erledigen, holen oder finden und einen kurzen Moment später fragt man sich, was man eigentlich gerade vorhatte. Solche Situationen können schon recht ärgerlich sein, zumal sie nicht so selten vorkommen. Doch hat man gleich ein schlechtes Gedächtnis, weil man seinen Schlüssel nicht wiederfindet?

Nein, nach der Studie des Psychologen G. Radvansky ist das Gehen durch Türöffnungen Schuld an solchen kleinen Gedächtnisschwächen. Wie durch Zauberhand radiert die Tür das weg, was wir uns vorgenommen haben und das auch nur, weil wir uns nicht mehr an dem eigentlichen Aufenthaltsort des Ursprungsgedanken befinden.

Unser Gedächtnis sucht Bezug zur Umgebung

Auch Forscher sind Menschen und Menschen vergessen eben mal was. Zumindest muss es G. Radvansky schon mal so ergangen sein, dass er einen neuen Raum betreten hat und gleich vergessen hat, was er eigentlich machen wollte. Womöglich inspirierten ihn derartige Situationen, dass er sich entschied ein Experiment zu machen. Ziel der Untersuchung: Warum vergessen wir so schnell, wenn wir einen Raum verlassen, auch wenn unser Gedächtnis eigentlich recht gut funktioniert? Und womit hat das eigentlich zu tun?

Seit längerer Zeit ist der Wissenschaft bekannt, dass wir Menschen uns leichter damit tun, an etwas zu erinnern, wenn wir uns an dem Aufenthaltsort befinden, an dem der Gedanke oder die Entscheidung entstanden ist. Das ist auch nachvollziehbar, denn wir beziehen unsere Umgebung mit in unsere Erinnerungen ein und stellen einen Kontext, einen Zusammenhang her. Aber können Türen wirklich ein Auslöser für Gedächtnislücken sein und den Abruf von Gedächtnisinhalten noch schwieriger machen? Im ersten Moment klingt das zunächst etwas seltsam.

Durchqueren der Tür löscht Gedächtnisinhalte

Radvansky führte seine Studie an College-Studenten durch. Dabei unterteilte er das Experiment in 3 verschiedene Unterstufen:

Stufe 1 – virtuelle Untersuchung: In Stufe 1 sollten sich die Studenten virtuell von Raum zu Raum bewegen und dabei eine Erinnerung abrufen, die sie sich zu Beginn im Startraum einprägten. Die Aufgabe war eigentlich recht einfach: Sie sollten sich verschieden farbige Holzklötze merken und in dem anderen Raum aus einer Box wieder auswählen. Eine weitere Gruppe hatte die gleiche Aufgabe, allerdings verließen sie den Ursprungsraum nicht, legten jedoch die gleiche Strecke hinter sich. Nun können Sie sich das Ergebnis sicher schon vorstellen. Die Teilnehmer der Gruppe, die die Türöffnungen durchquerten, hatten weitaus größere Probleme sich an die Farben zu erinnern, als die Gruppe, die sich lediglich durch den gleichen Raum bewegte.

Stufe 2 – reales Umfeld: Um zu prüfen, ob es sich in einer realen Umgebung ebenso verhält, führte der Forscher das Experiment nochmals im realen Raum durch. Und auch hier fanden sich sehr ähnliche Ergebnisse. Die Studenten vergaßen mehr, wenn sie sich durch eine Türschwelle hindurch bewegten.

Stufe 3 – die Tür ist schuldig: Um zu untersuchen, ob die Tür auch tatsächlich Auslöser für die Erinnerung ist, legte Radvansky ein weiteres Experiment an. Er testete, ob die Erinnerungen wieder kommen, wenn die Teilnehmer nach dem Durchqueren mehrerer Türen wieder in das ursprüngliche Zimmer zurückkehrten. Das war nicht der Fall – keiner der Teilnehmer konnte die Gedächtnisinhalte besser abrufen.

Neuer Raum, neues Ereignis

Der Neuropsychologe begründet seine Ergebnisse so, dass die Tür und der sich dahinter befindende andere Raum ein neues Ereignis für das menschliche Gehirn darstellen. Dem Gedächtnis wird signalisiert, dass hier etwas Neues beginnt und die alten Informationen nicht mehr benötigt werden. Ein neuer Speicher des Gedächtnisses wird beansprucht, die gemerkten Dinge werden vergessen.

Schön und gut aber kann man diese lästigen Gedächtnislücken auch irgendwie los werden? Radvansky empfiehlt für diesen Zweck sogenannte Hilfsgesten. Wenn Sie beispielsweise eine Schere aus der Küche holen möchten, dann Formen Sie mit Ihrer Hand eben eine Schere. Sich bewusst einprägen, was man machen möchte und seinen Fokus darauf richten, dass ist es, was helfen kann. [1] Auch wir haben selbstverständlich einen Tipp für Sie: Machen Sie Gehirntraining, halten Sie Ihr Gedächtnis fit oder aber ziehen Sie in ein Loft, diese Erfreuen sich ohnehin wachsender Beliebtheit.

Training starten

Quellen:

[1] Notre Dame Universität, Walking trough doorways causes forgetting, new research shows.

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