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Welche Vorteile bietet Achtsamkeitstraining?

Achtsamkeit und Meditation ist heute in aller Munde. Doch was genau ist darunter zu verstehen und wieso schwören so viele Menschen darauf? Über die Vorteile, die Gedanken nach innen zu richten.

Bei vielen Menschen weckt der Begriff Meditation bestimmte Assoziationen: Das Bild eines buddhistischen Mönches, der im Schneidersitz sitzend „Om“ sagt und einen Ring zwischen Zeigefinger und Daumen bildet. Natürlich handelt es sich dabei um ein ungerechtfertigtes Klischee. Um dies zu vermeiden, hat sich in den letzten Jahren der Begriff Achtsamkeit beziehungsweise Achtsamkeitstraining etabliert. Letztlich handelt es sich dabei aber um eine alte Methode in neuem Gewand. Im Folgenden wird der Begriff Achtsamkeitstraining verwendet.

Was genau ist Achtsamkeitstraining?

Wie der Name sagt, handelt es sich dabei um eine Methode, die die Achtsamkeit über Geist und Körper schult. Um zu verstehen, wie selten wir achtsam sind, hilft eine einfache Frage: Wie oft leben Sie im Hier und Jetzt? Und wie oft kreisen Ihre Gedanken um zukünftige und vergangene Ereignisse? Wenn Sie darauf achten, werden Sie feststellen, dass Sie nur selten im Moment leben.

Konkret geht es bei Achtsamkeitstraining darum, die Aufmerksamkeit auf Körper, Atmung und die eigenen Gedanken zu richten. Dadurch, dass Sie aktiv die Aufmerksamkeit auf sich selbst richten, stellen Sie sicher, dass Sie im Hier und Jetzt sind. Dabei ist von Bedeutung, dass Gefühle, Gedanken und Schmerzen als solche bewusst wahrgenommen werden. Anders als oft gedacht, geht es jedoch nicht darum, negative Gedanken zu unterdrücken, im Gegenteil: Jeder Gedanke soll wahrgenommen werden, jedoch ohne bewertet zu werden. Doch welche Vorteile bietet Achtsamkeitstraining konkret?

1. Eine bessere Stimmung

Eine Studie aus dem Jahr 2010 ging unter anderem der Frage nach, wie sich Meditation auf die Stimmung auswirkt. Ein Forscherteam an der Universität Pennsylvania (USA) untersuchte Soldaten, die kurz vor einem Auslandseinsatz standen und daher intensives militärisches Training erhielten. In dieser Zeit sind Soldaten großem physischen und psychischen Stress ausgesetzt. Während die eine Gruppe als Kontrollgruppe herhalten musste (= kein Achtsamkeitstraining), erhielt die andere Gruppe Achtsamkeitstraining über einen Zeitraum von 8 Wochen.

Die Ergebnisse zeigten, dass jene Soldaten, die Achtsamkeitstraining erhielten, nach den 8 Wochen angaben, öfter positiver und seltener negativer Stimmung zu sein als Soldaten der Kontrollgruppe. Doch wieso steigert Achtsamkeitstraining die Glücksgefühle? Der Grund dafür ist, dass wir uns meist mit negativen Dingen auseinandersetzen, wenn wir in der Zukunft oder Vergangenheit leben; hier und jetzt machen wir uns indes weniger Sorgen [1].

2. Negative Emotionen führen weniger oft zu Depressivität

Da sich Menschen während Achtsamkeitstrainings ihrer Emotionen bewusst werden, erleben sie auch öfter negative Emotionen bewusst. Sie lernen folglich, dass negative Emotionen ein Teil ihrer ganz normalen Emotionen sind. Daher werden sie nicht als unnormal oder gar bedrohlich wahrgenommen, sondern als ein Teil menschlichen Erlebens akzeptiert.

Aus diesem Grund führen negative Emotionen bei Menschen, die Achtsamkeitstraining praktizieren, seltener zu Depressivität, wie eine im Jahr 2010 im Fachmagazin Emotion erschienene Studie bestätigen konnte [2].

3. Schmerzen können besser kontrolliert werden

Durch das Achtsamkeitstraining werden die sogenannten Alpha-Wellen gestärkt. Diese wiederum sind für die Willenskontrolle bedeutend. So konnte eine Studie der Brown Universität (USA) demonstrieren, dass Menschen, die regelmäßig Achtsamkeitstraining praktizieren, weniger unter Schmerzen leiden. Die Erklärung dafür ist, dass es diesen Menschen leichter fällt, willentlich den Schmerz zu ignorieren [3].

4. Die Konzentrationsfähigkeit nimmt zu

Im Alltag widmen wir uns nur selten einer Sache in Gänze. Genau dies wird bei Achtsamkeitstraining geschult. Eine Studie der Universität Santa Barbara (USA) untersuchte den Effekt von einem zweiwöchigen Achtsamkeitskurs auf die Konzentrationsfähigkeit und andere kognitive Funktionen. Die Ergebnisse bestätigten die Wirksamkeit von Achtsamkeitstraining. Es zeigte sich, dass das Training dazu führte, dass die Gedanken der Studienteilnehmer seltener abschweiften [4].

Werden Sie Herr über Ihren Geist

Falls wir Ihr Interesse an Achtsamkeitstraining geweckt haben, können Sie die Lektüre in der weitverbreiteten Ratgeberliteratur vertiefen. Die Befunde zeigen eindrucksvoll, dass wir selbst Herr unseres Geistes sind. Ähnlich der geistigen Leistungsfähigkeit, die sich durch Gehirntraining steigern lässt, können Sie lernen mit Hilfe von Achtsamkeitstraining Ihre Stimmung, Ihre Konzentrationsfähigkeit und Ihr Schmerzempfinden zu kontrollieren. Natürlich können Sie auch Achtsamkeitstraining mit Gehirntraining kombinieren, die beiden Methoden ergänzen sich auf ideale Art und Weise.

Quellen:

1: Jha, A. P., Stanley, E. A., Kiyonaga, A., Wong, L., & Gelfand, L. (2010). Examining the Protective Effects of Mindfulness Training on Working Memory Capacity and Affective Experience. Emotion, 10(1), 54-64.

2: Farb, N. A. S., Anderson, A. K., Mayberg, H., Bean, J., McKeon, D., & Segal, Z. V. (2010). Minding One’s Emotions: Mindfulness Training Alter the Neural Expression of Sadness. Emotion, 10(1), 25-33.

3: Kerr, C. E., Sacchet, M. D., Lazar, S. W., Moore, C. I., & Jones, S. R. (2013). Mindfulness starts with the body: somatosensory attention and top-down modulation of cortical alpha rhythms in mindfulness meditation. Frontiers in Human Neuroscience, 7(12), 1-15.

4: Mrazek, M. D., Franklin, M. S., Phillips, D. W., Baird, B., & Schooler, J. W. (2012). Mindfulness Training Improves Working Memory Capacity and GRE Performance While Reducing Mind Wandering. Psychological Science, 24(5), 776-781.

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