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Wie das :-) unsere Gehirnstruktur verändert

Mittlerweile ist es üblich in Briefen, Emails oder Chats Witze und Ironie als solche durch ein sogenanntes Emoticon kenntlich zu machen, sehr großer Beliebtheit erfreut sich dabei die Zeichenkombination :-). Neueste Untersuchungen zeigen, dass unser Gehirn solche Emoticons wie Gesichter verarbeitet.

Insbesondere wenn wir einem Kollegen oder einer Kollegin eine Email schreiben und darin einen Witz einbauen, der unter Umständen nicht als solcher verstanden wird, greifen wir gerne auf sogenannte Emoticons zurück. Dabei handelt es sich um Zeichenkombinationen, die menschlichen Gesichtern nachempfunden sind und dadurch die intendierte Information verstärken sollen.

Die Geschichte des Smiley

Besonders beliebt ist ein Emoticon, das gemeinhin unter dem Namen Smiley bekannt ist, und ein lachendes Gesicht darstellen soll – :-). Das Smiley ist jedoch keine neue Erfindung, die erst durch Facebook, Twitter und Co. nötig wurde, sondern wurde vor über 30 Jahren von dem amerikanischen Wissenschaftler Scott E. Fahlman entwickelt, um Missverständnissen in seinen Briefen vorzubeugen. Spätestens seit dem Siegeszug der SMS werden Smileys inflationär gebraucht. Doch wird die beabsichtigte Wirkung – dass eine Zeichenkombination als Gesicht erkannt wird – überhaupt erzielt, oder erkennen wir nach wie vor in diesen Zeichen nichts außer einem Doppelpunkt, einem Bindestrich und einer geschlossenen Klammer?

Gesichtserkennung sowohl analytisch als auch ganzheitlich

Gesichtswahrnehmung Um diese Frage zu beantworten, ließ sich ein australisches Forscherteam um den Wissenschaftler Owen Chrurches ein raffiniertes Experiment einfallen. Sie zeigten 20 Versuchsteilnehmern Bilder von Menschen, Smileys und anderen Satzzeichen und erfassten dabei deren Hirnaktivität. Der Erkennung von Gesichtern kommt eine überaus große Bedeutung in unserem Gehirn zu, viele Areale sind ausschließlich mit der Erkennung von Gesichtern beschäftigt.

Wie gut unsere Gesichtserkennung ist, bemerken wir, wenn wir aus einer großen Menge Menschen in kürzester Zeit ein bekanntes Gesicht erkennen. Die Verarbeitung erfolgt in zwei Schritten: Zunächst werden Details eines Gesichts analysiert, also Augen, Mund und Nase. Im zweiten Schritt folgt dann eine konfigural-holistische Analyse, das Gesicht wird als ganzes verarbeitet. Die konfigural-hollistische Analyse findet im Okzipitallappen des Gehirns statt.

Smileys ähneln Gesichtern

Von Interesse war, ob die Gehirne der Studienteilnehmer die präsentierten Smileys ganzheitlich, so wie Gesichter, oder zergliedert, so wie andere Objekte, verarbeiten. Die Ergebnisse der Forscher waren eindeutig: Während wahllose Satzzeichen zergliedert verarbeitet wurden, erfolgte die Wahrnehmung von Smiley ganzheitlich, so wie bei tatsächlichen menschlichen Gesichtern auch. Der Okzipitallappen zeigte die gleichen charakteristische Aktivierung, die auch bei der Betrachtung von menschlichen Gesichtern zu beobachten ist.

Weitreichende Bedeutung der Ergebnisse

Die Bedeutung der Ergebnisse sind überaus weitreichend. Während Menschen mit der Fähigkeit geboren werden, die Besonderheiten von Gesichtern zu erkennen, war bisher nicht bekannt, dass sich diese Fähigkeit auch auf andere Objekte übertragen lässt. Die neuronalen Strukturen sind folglich von kulturellen Gegebenheiten abhängig und passen sich der Umwelt an. Dies ist ein weiterer Beleg der Plastizität unseres Gehirns. Sie können also beruhigt sein: Ihre Kollegen verstehen Ihr :-), wissenschaftlich nachgewiesen!

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Quellen:

Churches, O., Nicholls, M., Thiessen, M., Kohler, M, & Keage, H. (2014). Emoticons in mind: An event-related potential study. Social Neuroscience, 9 (2), 196-202.

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