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Wie schmecken eigentlich Zahlen? Wenn das Gehirn Sinneswahrnehmungen verknüpft

Wenn Zahlen schmecken, Töne riechen oder Personen in bestimmten Farben erscheinen, dann handelt es sich um ein ganz besonderes Phänomen – die Synästhesie.

Etwa 4 Prozent der Weltbevölkerung besitzen die Gabe, 2 oder mehrere Sinneswahrnehmungen zu einer einzigen Empfindung zu verknüpfen. So zeigt ein Beispiel einer jungen Musikerin aus Zürich, dass die Töne ihrer Flöte unterschiedlich schmecken. Die kleine Terz etwa schmeckt nach Zucker.

Sogar Emotionen können mit einbezogen werden, wenn die Zahl 7 plötzlich zornig erscheint oder der Buchstabe C überglücklich ist. Zahlreiche Künstler waren Synästhetiker, wie beispielsweise Goethe oder Kandinsky. Bisher sind die Ursachen nicht gänzlich geklärt, Wissenschaftler finden jedoch mehr und mehr Hinweise darauf, warum eine Synästhesie entsteht.

Aus Zahlen und Buchstaben werden Farben

Die häufigste Form der Synästhesie ist die „Graphem-Farb-Synästhesie„. Bei dieser Form werden Zahlen oder auch Buchstaben mit bestimmten Farben verknüpft. Das Phänomen ist schon sehr lange bekannt. So gehen die Wurzeln bis in das 19. Jahrhundert zurück, als der Forscher A. Vulpian den Begriff „Synästhesie“ 1866 prägte. Die Gabe tritt oftmals innerhalb einer Familie auf, was nahelegt, dass genetische Faktoren wohl eine Rolle spielen.

Auslöser noch nicht gänzlich geklärt

Die Ursachen, die für eine Synästhesie verantwortlich sind, konnten bisweilen nicht gänzlich geklärt werden. Neben der Genetik gehen Wissenschaftler davon aus, dass eine Überreaktion dafür verantwortlich sei, die eine daraus resultierende Minderung hemmender Abläufe mit sich bringt. Das führt dazu, dass Bereiche des Gehirns, die sonst getrennt voneinander agieren, zusammenarbeiten. Mehrere Wahrnehmungen verbinden sich miteinander.

Der US-amerikanische Forscher V. Ramachandan meint, dass das aber noch nicht alles sein kann, da sich im Gehirn von Synästhetikern anatomische Unterschiede finden lassen. Er stellte die Hypothese auf, dass die Hirnbereiche bei Synästheten überdurchschnittlich stark miteinander verbunden sind und dadurch den Befehl bekommen, gemeinsam zu arbeiten. Viele Wissenschaftler unterstützen diese These mit Ihren Erkenntnissen.

Stärke Vernetzung und mehr Knotenpunkte im Gehirn

Weitere Forschungen aus dem Jahr 2011 berichten von einer stärkeren Vernetzung in den Gehirnen von Synästhetikern und mehr Knotenpunkten, die die einzelnen Hirnbereiche vereinen. Der Forscher L. Jäncke erklärt das so:

„Das kann man sich vorstellen wie beim Flugverkehr“. „In Deutschland gibt es sechs wichtige Flughäfen, die von verschiedenen Regionen aus gut zu erreichen sind und so ein gutes Verkehrsnetz gewährleisten […]“. „Bei Synästheten dagegen ist es, als ob Deutschland 15 wichtige Knotenpunkte für den Flugverkehr hätte.“ [1][2]

Quellen:

[1] Das Gehirn.info (2013), Milde Musik und zickige Zahlen, Link

[2] Jäncke, L.: A strong parietal hub in the small-world network of coloured-hearing synaesthetes during resting state EEG. Journal of Neuropsychology. 2011; 5(2):202, Link

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